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2. Verwertungsprozeß
Das Produkt - das Eigentum des Kapitalisten - ist ein Gebrauchswert,
Garn, Stiefel usw. Aber obgleich Stiefel z.B. gewissermaßen die Basis des gesellschaftlichen Fortschritts bilden und unser
Kapitalist ein entschiedner Fortschrittsmann ist, fabriziert er die Stiefel
nicht ihrer selbst wegen. Der Gebrauchswert ist Eerhaupt nicht das Ding
qu'on aime pour lui-même in der Warenproduktion. Gebrauchswerte
werden hier Eerhaupt nur produziert, weil und sofern sie
materielles Substrat, Träger des Tauschwerts sind. Und unsrem
Kapitalisten handelt es sich um zweierlei. Erstens will er einen Gebrauchswert
produzieren, der einen Tauschwert hat, einen zum Verkauf bestimmten Artikel,
eine Ware. Und zweitens will er eine Ware produzieren, deren Wert höher als die Wertsumme der zu ihrer Produktion erheischten Waren, der
Produktionsmittel und der Arbeitskraft, fE die er sein gutes Geld
auf dem Warenmarkt vorschoß. Er will nicht nur einen Gebrauchswert
produzieren, sondern eine Ware, nicht nur Gebrauchswert, sondern Wert, und
nicht nur Wert, sondern auch Mehrwert.
In der Tat, da es sich hier
um Warenproduktion handelt, haben wir bisher offenbar nur eine Seite des
Prozesses betrachtet. Wie die Ware selbst Einheit von Gebrauchswert und Wert,
muß ihr Produktionsprozeß Einheit von Arbeitsprozeß und Wertbildungsprozeß sein.
Betrachten wir den Produktionsprozeß nun auch als
Wertbildungsprozeß.
Wir wissen, daß der Wert jeder Ware bestimmt ist durch
das Quantum der in ihrem Gebrauchswert materialisierten Arbeit, durch die zu
ihrer Produktion gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit. Dies gilt auch fE das Produkt, das sich unsrem Kapitalisten als Resultat des
Arbeitsprozesses ergab. Es ist also zunächst die in diesem
Produkt vergegenständlichte Arbeit zu berechnen.
Es sei z.B. Garn.
Zur Herstellung des Garns war zuerst sein Rohmaterial nötig, z.B. 10 Pfund Baumwolle. Was der Wert der Baumwolle, ist nicht erst zu
untersuchen, denn der Kapitalist hat sie auf dem Markt zu ihrem Wert, z.B. zu
10 sh. gekauft. In dem Preise der Baumwolle ist die zu ihrer Produktion erheischte
Arbeit schon als allgemein gesellschaftliche Arbeit dargestellt. Wir wollen
ferner annehmen, daß die in der Verarbeitung der Baumwolle
verzehrte Spindelmasse, die uns alle andren aufgewandten Arbeitsmittel repräsentiert, einen Wert von 2 sh. besitzt. Ist eine Goldmasse von 12 sh. das
Produkt von 24 Arbeitsstunden oder zwei Arbeitstagen, so folgt zunächst, daß im Garn zwei Arbeitstage vergegenständlicht sind.
Der Umstand, daß die Baumwolle ihre Form verändert hat und die aufgezehrte Spindelmasse ganz verschwunden ist, darf nicht
beirren. Nach dem allgemeinen Wertgesetz sind z.B. 10 Pfund Garn ein Äquivalent fE 10 Pfund Baumwolle und 1/4 Spindel, wenn
der Wert von 40 Pfund Garn = dem Wert von 40 Pfund Baumwolle + dem Wert einer
ganzen Spindel, d.h., wenn dieselbe Arbeitszeit erfordert ist, um beide Seiten
dieser Gleichung zu produzieren. In diesem Fall stellt sich dieselbe
Arbeitszeit das eine Mal in dem Gebrauchswert Garn, das andre Mal in den
Gebrauchswerten Baumwolle und Spindel dar. Der Wert ist also gleichgEtig dagegen, ob er in Garn, Spindel oder Baumwolle erscheint. Daß Spindel und Baumwolle, statt ruhig nebeneinander zu liegen, im
Spinnprozesse eine Verbindung eingehn, welche ihre Gebrauchsformen verändert, sie in Garn verwandelt, berErt ihren Wert ebensowenig,
als wenn sie durch einfachen Austausch gegen ein Äquivalent von Garn
umgesetzt worden wären.
Die zur Produktion der Baumwolle erheischte Arbeitszeit ist Teil der zur
Produktion des Garns, dessen Rohmaterial sie bildet, erheischten Arbeitszeit
und deshalb im Garn enthalten. Ebenso verhält es sich mit der
Arbeitszeit, die zur Produktion der Spindelmasse erheischt ist, ohne deren
Verschleiß oder Konsum die Baumwolle nicht versponnen werden
kann.187
Soweit also der Wert des Garns, die zu seiner Herstellung erheischte
Arbeitszeit, in Betrachtung kommt, können die verschiednen
besondren, der Zeit und dem Raum nach getrennten Arbeitsprozesse, die
durchlaufen werden mEsen, um die Baumwolle selbst und die
vernutzte Spindelmasse zu produzieren, endlich aus Baumwolle und Spindel Garn
zu machen, als verschiedne aufeinander folgende Phasen eines und desselben
Arbeitsprozesses betrachtet werden. Alle im Garn enthaltne Arbeit ist vergangne
Arbeit. Daß die zur Produktion seiner Bildungselemente
erheischte Arbeitszeit frEer vergangen ist, im Plusquamperfektum
steht, dagegen die zum Schlußprozeß, dem Spinnen,
unmittelbar verwandte Arbeit dem Präsens näher, im Perfektum steht, ist ein durchaus gleichgEtiger Umstand. Ist eine bestimmte Masse Arbeit, z.B. von 30 Arbeitstagen,
zum Bau eines Hauses nötig, so ändert es nichts am
Gesamtquantum der dem Hause einverleibten Arbeitszeit, daß der 30. Arbeitstag 29 Tage später in die Produktion
einging als der erste Arbeitstag. Und so kann die im Arbeitsmaterial und
Arbeitsmittel enthaltne Arbeitszeit ganz so betrachtet werden, als wäre sie nur in einem frEeren Stadium des Spinnprozesses verausgabt
worden, vor der zuletzt unter der Form des Spinnens zugesetzten Arbeit.
Die Werte der Produktionsmittel, der Baumwolle und der Spindel, ausgedrEkt in dem Preise von 12 sh., bilden also Bestandteile des Garnwerts oder
des Werts des Produkts.
Nur sind zwei Bedingungen zu erfElen. Einmal mEsen Baumwolle und Spindel wirklich zur Produktion eines Gebrauchswerts
gedient haben. Es muß in unsrem Fall Garn aus ihnen geworden
sein. Welcher Gebrauchswert ihn trägt, ist dem Wert gleichgEtig, aber ein Gebrauchswert muß ihn tragen. Zweitens
ist vorausgesetzt, daß nur die unter den gegebnen
gesellschaftlichen Produktionsbedingungen notwendige Arbeitszeit verwandt
wurde. Wäre also nur 1 Pfund Baumwolle nötig, um 1 Pfund Garn zu spinnen, so darf nur 1 Pfund Baumwolle verzehrt sein
in der Bildung von 1 Pfund Garn. Ebenso verhält es sich mit der
Spindel. Hat der Kapitalist die Phantasie, goldne statt eiserner Spindeln
anzuwenden, so zählt im Garnwert dennoch nur die
gesellschaftlich notwendige Arbeit, d.h. die zur Produktion eiserner Spindeln
notwendige Arbeitszeit.
Wir wissen jetzt, welchen Teil des Garnwerts die Produktionsmittel,
Baumwolle und Spindel, bilden. Er ist gleich 12 sh. oder die Materiatur von
zwei Arbeitstagen. Es handelt sich also nun um den Wertteil, welchen die Arbeit
des Spinners selbst der Baumwolle zusetzt.
Wir haben diese Arbeit jetzt von einem ganz andren Gesichtspunkte zu
betrachten, als während des Arbeitsprozesses. Dort handelte
es sich um die zweckmäßige Tätigkeit, Baumwolle in
Garn zu verwandeln. Je zweckmäßiger die Arbeit, desto
besser das Garn, alle andren Umstände als gleichbleibend
vorausgesetzt. Die Arbeit des Spinners war spezifisch verschieden von andren
produktiven Arbeiten, und die Verschiedenheit offenbarte sich subjektiv und
objektiv, im besondren Zweck des Spinnens, seiner besondren Operationsweise,
der besondren Natur seiner Produktionsmittel, dem besondren Gebrauchswert
seines Produkts. Baumwolle und Spindel dienen als Lebensmittel der Spinnarbeit,
aber man kann mit ihnen keine gezogenen Kanonen machen. Sofern die Arbeit des
Spinners dagegen wertbildend ist, d.h. Wertquelle, ist sie durchaus nicht
verschieden von der Arbeit des Kanonenbohrers, oder, was uns hier näher liegt, von den in den Produktionsmitteln des Garns verwirklichten
Arbeiten des Baumwollpflanzers und des Spindelmachers. Nur wegen dieser Identität können Baumwollpflanzen, Spindelmachen und Spinnen
bloß quantitativ verschiedne Teile desselben
Gesamtwerts, des Garnwerts, bilden. Es handelt sich hier nicht mehr um die
Qualität, die Beschaffenheit und den Inhalt der Arbeit,
sondern nur noch um ihre Quantität. Diese ist einfach zu zählen. Wir nehmen an, daß die Spinnarbeit einfache Arbeit,
gesellschaftliche Durchschnittsarbeit ist. Man wird später sehn, daß die gegenteilige Annahme nichts an der
Sache ändert.
Während des Arbeitsprozesses setzt sich die Arbeit
beständig aus der Form der Unruhe in die des Seins, aus
der Form der Bewegung in die der Gegenständlichkeit um. Am Ende
einer Stunde ist die Spinnbewegung in einem gewissen Quantum Garn dargestellt,
also ein bestimmtes Quantum Arbeit, eine Arbeitsstunde, in der Baumwolle
vergegenständlicht. Wir sagen Arbeitsstunde, d.h. die Verausgabung
der Lebenskraft des Spinners während einer Stunde, denn
die Spinnarbeit gilt hier nur, soweit sie Verausgabung von Arbeitskraft, nicht
soweit sie die spezifische Arbeit des Spinnens ist.
Es ist nun entscheidend wichtig, daß während der Dauer des Prozesses, d.h. der Verwandlung von Baumwolle in Garn,
nur die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit verzehrt wird. MEsen unter normalen, d.h. durchschnittlichen gesellschaftlichen
Produktionsbedingungen, a Pfund Baumwolle während einer Arbeitsstunde
in b Pfund Garn verwandelt sein, so gilt nur der Arbeitstag als Arbeitstag von
12 Stunden, der 12 * a Pfund Baumwolle in 12 * b Pfund Garn verwandelt. Denn
nur die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zählt als wertbildend.
Wie die Arbeit selbst, so erscheint hier auch Rohmaterial und Produkt in
einem ganz andren Licht als vom Standpunkt des eigentlichen Arbeitsprozesses.
Das Rohmaterial gilt hier nur als Aufsauger eines bestimmten Quantums Arbeit.
Durch diese Aufsaugung verwandelt es sich in der Tat in Garn, weil die
Arbeitskraft in der Form der Spinnerei verausgabt und ihm zugesetzt wurde. Aber
das Produkt, das Garn, ist jetzt nur noch Gradmesser der von der Baumwolle
eingesaugten Arbeit. Wird in einer Stunde 1 2/3 Pfund Baumwolle versponnen oder
in 1 2/3 Pfund Garn verwandelt, so zeigen 10 Pfund Garn 6 eingesaugte
Arbeitsstunden an. Bestimmte und erfahrungsmäßig festgestellte Quanta
Produkt stellen jetzt nichts dar als bestimmte Quanta Arbeit, bestimmte Masse
festgeronnener Arbeitszeit. Sie sind nur noch Materiatur von einer Stunde, zwei
Stunden, einem Tag gesellschaftlicher Arbeit.
Daß die Arbeit grade Spinnarbeit, ihr Material
Baumwolle und ihr Produkt Garn, wird hier ebenso gleichgEtig, als daß der Arbeitsgegenstand selbst schon
Produkt, also Rohmaterial ist. Wäre der Arbeiter, statt in
der Spinnerei, in der Kohlengrube beschäftigt, so wäre der Arbeitsgegenstand, die Kohle, von Natur vorhanden. Dennoch stellte
ein bestimmtes Quantum aus dem Bett losgebrochener Kohle, z.B. ein Zentner, ein
bestimmtes Quantum aufgesaugter Arbeit dar.
Beim Verkauf der Arbeitskraft ward unterstellt, daß ihr Tageswert = 3 sh., und in den letztren 6 Arbeitsstunden verkörpert sind, dies Arbeitsquantum also erheischt ist, um die
Durchschnittssumme der täglichen Lebensmittel des Arbeiters zu
produzieren. Verwandelt unser Spinner nun während einer Arbeitsstunde
1 2/3 Pfund Baumwolle in 1 2/3 Pfund Garn188, so in 6 Stunden 10 Pfund
Baumwolle in 10 Pfund Garn. Während der Dauer des
Spinnprozesses saugt die Baumwolle also 6 Arbeitsstunden ein. Dieselbe
Arbeitszeit stellt sich in einem Goldquantum von 3 sh. dar. Der Baumwolle wird
also durch das Spinnen selbst ein Wert von 3 sh. zugesetzt.
Sehn wir uns nun den Gesamtwert des Produkts, der 10 Pfund Garn, an. In
ihnen sind 2 1/2 Arbeitstage vergegenständlicht, 2 Tage enthalten
in Baumwolle und Spindelmasse, 1/2 Tag Arbeit eingesaugt während des Spinnprozesses. Dieselbe Arbeitszeit stellt sich in einer
Goldmasse von 15 sh. dar. Der dem Wert der 10 Pfund Garn adäquate Preis beträgt also 15 sh., der Preis eines Pfundes
Garn 1 sh. 6 d.
Unser Kapitalist stutzt. Der Wert des Produkts ist gleich dem Wert des
vorgeschossenen Kapitals. Der vorgeschossene Wert hat sich nicht verwertet,
keinen Mehrwert erzeugt, Geld sich also nicht in Kapital verwandelt. Der Preis
der 10 Pfund Garn ist 15 sh., und 15 sh. wurden verausgabt auf dem Warenmarkt fE die Bildungselemente des Produkts oder, was dasselbe, die Faktoren des
Arbeitsprozesses: 10 sh. fE Baumwolle, 2 sh. fE die verzehrte Spindelmasse und 3 sh. fE Arbeitskraft. Der
aufgeschwollne Wert des Garns hilft nichts, denn sein Wert ist nur die Summe
der frEer auf Baumwolle, Spindel und Arbeitskraft
verteilten Werte, und aus einer solchen bloßen Addition vorhandner
Werte kann nun und nimmermehr ein Mehrwert entspringen.189 Diese Werte sind
jetzt alle auf ein Ding konzentriert, aber so waren sie in der Geldsumme von 15
sh., bevor diese sich durch drei Warenkäufe zersplitterte.
An und fE sich ist dies Resultat nicht befremdlich.
Der Wert eines Pfund Garn ist 1 sh. 6 d., und fE 10 Pfund Garn mEte unser Kapitalist daher auf dem Warenmarkt 15 sh. zahlen. Ob er sein
Privathaus fertig auf dem Markt kauft oder es selbst bauen läßt, keine dieser Operationen wird das im Erwerb des Hauses ausgelegte Geld
vermehren.
Der Kapitalist, der in der Vulgärökonomie Bescheid weiß, sagt vielleicht, er habe sein Geld mit der Absicht vorgeschossen, mehr
Geld daraus zu machen. Der Weg zur Hölle ist jedoch mit guten
Absichten gepflastert, und er konnte ebensogut der Absicht sein, Geld zu
machen, ohne zu produzieren.190 Er droht. Man werde ihn nicht wieder ertappen.
KEftig werde er die Ware fertig auf dem Markt
kaufen, statt sie selbst zu fabrizieren. Wenn aber alle seine BrEer Kapitalisten desgleichen tun, wo soll er Ware auf dem Markt finden? Und
Geld kann er nicht essen. Er katechisiert. Man soll seine Abstinenz bedenken.
Er konnte seine 15 sh. verprassen. Statt dessen hat er sie produktiv konsumiert
und Garn daraus gemacht. Aber dafE ist er ja im Besitz von
Garn statt von Gewissensbissen. Er muß beileibe nicht in die
Rolle des Schatzbildners zurEkfallen, der uns zeigte, was bei der
Asketik herauskommt. Außerdem, wo nichts ist, hat der Kaiser sein
Recht verloren. Welches immer das Verdienst seiner Entsagung, es ist nichts da,
um sie extra zu zahlen, da der Wert des Produkts, der aus dem Prozeß herauskommt, nur gleich der Summe der hineingeworfenen Warenwerte. Er
beruhige sich also dabei, daß Tugend der Tugend Lohn. Statt dessen wird
er zudringlich. Das Garn ist ihm unnEz. Er hat es fE den Verkauf produziert. So verkaufe er es, oder, noch einfacher,
produziere in Zukunft nur Dinge fE seinen eignen Bedarf,
ein Rezept, das ihm bereits sein Hausarzt MacCulloch als probates Mittel gegen
die Epidemie der Überproduktion verschrieben hat. Er stellt
sich trutzig auf die Hinterbeine. Sollte der Arbeiter mit seinen eignen Gliedmaßen in der blauen Luft Arbeitsgebilde schaffen. Waren produzieren? Gab er
ihm nicht den Stoff, womit und worin er allein seine Arbeit verleiblichen kann?
Da nun der größte Teil der Gesellschaft aus solchen
Habenichtsen besteht, hat er nicht der Gesellschaft durch seine
Produktionsmittel, seine Baumwolle und seine Spindel, einen unermeßlichen Dienst erwiesen, nicht dem Arbeiter selbst, den er obendrein noch
mit Lebensmitteln versah? Und soll er den Dienst nicht berechnen? Hat der
Arbeiter ihm aber nicht den Gegendienst erwiesen, Baumwolle und Spindel in Garn
zu verwandeln? Außerdem handelt es sich hier nicht um
Dienste.191 Ein Dienst ist nichts als die nEzliche Wirkung eines
Gebrauchswerts, sei es der Ware, sei es der Arbeit.192 Hier aber gilt's den
Tauschwert. Er zahlte dem Arbeiter den Wert von 3 sh. Der Arbeiter gab ihm ein
exaktes Äquivalent zurEk in dem der Baumwolle
zugesetzten Wert von 3 sh. Wert fE Wert. Unser Freund,
eben noch so kapitalEermEig, nimmt plötzlich die anspruchslose Haltung seines eignen Arbeiters an. Hat er nicht
selbst gearbeitet? nicht die Arbeit der Überwachung, der
Oberaufsicht Eer den Spinner verrichtet? Bildet diese
seine Arbeit nicht auch Wert? Sein eigner overlooker und sein Manager zucken
die Achseln. Unterdes hat er aber bereits mit heitrem Lächeln seine alte Physiognomie wieder angenommen. Er foppte uns mit der
ganzen Litanei. Er gibt keinen Deut darum. Er Eerläßt diese und ähnliche faule AusflEhte und hohle Flausen den dafE eigens bezahlten
Professoren der politischen Ökonomie. Er selbst ist ein praktischer
Mann, der zwar nicht immer bedenkt, was er außerhalb des Geschäfts sagt, aber stets weiß, was er im Geschäft tut.
Sehn wir näher zu. Der Tageswert der Arbeitskraft
betrug 3 sh., weil in ihr selbst ein halber Arbeitstag vergegenständlicht ist, d.h. weil die täglich zur Produktion der
Arbeitskraft nötigen Lebensmittel einen halben Arbeitstag
kosten. Aber die vergangne Arbeit, die in der Arbeitskraft steckt, und die
lebendige Arbeit, die sie leisten kann, ihre täglichen Erhaltungskosten
und ihre tägliche Verausgabung, sind zwei ganz verschiedne Größen. Die erstere bestimmt ihren Tauschwert, die andre bildet ihren
Gebrauchswert. Daß ein halber Arbeitstag nötig, um ihn während 24 Stunden am Leben zu erhalten,
hindert den Arbeiter keineswegs, einen ganzen Tag zu arbeiten. Der Wert der
Arbeitskraft und ihre Verwertung im Arbeitsprozeß sind also zwei
verschiedne Größen. Diese Wertdifferenz hatte der
Kapitalist im Auge, als er die Arbeitskraft kaufte. Ihre nEzliche Eigenschaft, Garn oder Stiefel zu machen, war nur eine conditio sine
qua non, weil Arbeit in nEzlicher Form verausgabt werden muß, um Wert zu bilden. Was aber entschied, war der spezifische Gebrauchswert
dieser Ware, Quelle von Wert zu sein und von mehr Wert, als sie selbst hat.
Dies ist der spezifische Dienst, den der Kapitalist von ihr erwartet. Und er
verfährt dabei den ewigen Gesetzen des Warenaustausches
gemäß. In der Tat, der Verkäufer der Arbeitskraft, wie der Verkäufer jeder andren Ware,
realisiert ihren Tauschwert und veräußert ihren
Gebrauchswert. Er kann den einen nicht erhalten, ohne den andren wegzugeben.
Der Gebrauchswert der Arbeitskraft, die Arbeit selbst, gehört ebensowenig ihrem Verkäufer, wie der Gebrauchswert des verkauften Öls dem Ölhändler. Der Geldbesitzer
hat den Tageswert der Arbeitskraft gezahlt; ihm gehört daher ihr Gebrauch während des Tages, die tagelange Arbeit. Der
Umstand, daß die tägliche Erhaltung der
Arbeitskraft nur einen halben Arbeitstag kostet, obgleich die Arbeitskraft
einen ganzen Tag wirken, arbeiten kann, daß daher der Wert, den ihr
Gebrauch während eines Tags schafft, doppelt so groß ist als ihr eigner Tageswert, ist ein besondres GlEk fE den Käufer, aber durchaus kein
Unrecht gegen den Verkäufer.
Unser Kapitalist hat den Kasus, der ihn lachen macht, vorgesehn. Der
Arbeiter findet daher in der Werkstätte die nötigen Produktionsmittel nicht nur fE einen sechsstEdigen, sondern fE einen zwölfstEdigen Arbeitsprozeß. Saugten 10 Pfund Baumwolle 6
Arbeitsstunden ein und verwandelten sich in 10 Pfund Garn, so werden 20 Pfund
Baumwolle 12 Arbeitsstunden einsaugen und in 20 Pfund Garn verwandelt.
Betrachten wir das Produkt des verlängerten Arbeitsprozesses.
In den 20 Pfund Garn sind jetzt 5 Arbeitstage vergegenständlicht, 4 in der verzehrten Baumwoll- und Spindelmasse, 1 von der Baumwolle
eingesaugt während des Spinnprozesses. Der Goldausdruck von 5
Arbeitstagen ist aber 30 sh. oder 1 Pfd. St. 10 sh. Dies also der Preis der 20
Pfund Garn. Das Pfund Garn kostet nach wie vor 1 sh. 6 d. Aber die Wertsumme
der in den Prozeß geworfenen Waren betrug 27 sh. Der Wert
des Garns beträgt 30 sh. Der Wert des Produkts ist um 1/9
gewachsen Eer den zu seiner Produktion vorgeschoßnen Wert. So haben sich 27 sh. in 30 sh. verwandelt. Sie haben einen
Mehrwert von 3 sh. gesetzt. Das KunststEk ist endlich gelungen.
Geld ist in Kapital verwandelt.
Alle Bedingungen des Problems sind gelöst und die Gesetze des
Warenaustausches in keiner Weise verletzt. Äquivalent wurde gegen Äquivalent ausgetauscht. Der Kapitalist zahlte als Käufer jede Ware zu ihrem Wert, Baumwolle, Spindelmasse, Arbeitskraft. Er tat
dann, was jeder andre Käufer von Waren tut. Er konsumierte ihren
Gebrauchswert. Der Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft, der
zugleich Produktionsprozeß der Ware, ergab ein Produkt von 20 Pfund
Garn mit einem Wert von 30 sh. Der Kapitalist kehrt nun zum Markt zurEk und verkauft Ware, nachdem er Ware gekauft hat. Er verkauft das Pfund
Garn zu 1 sh. 6 d., keinen Deut Eer oder unter seinem
Wert. Und doch zieht er 3 sh. mehr aus der Zirkulation heraus, als er ursprEglich in sie hineinwarf. Dieser ganze Verlauf, die Verwandlung seines
Geldes in Kapital, geht in der Zirkulationssphäre vor und geht nicht in
ihr vor. Durch die Vermittlung der Zirkulation, weil bedingt durch den Kauf der
Arbeitskraft auf dem Warenmarkt. Nicht in der Zirkulation, denn sie leitet nur
den Verwertungsprozeß ein, der sich in der Produktionssphäre zuträgt. Und so ist »tout pour le mieux dans le meilleur des
mondes possibles«.
Indem der Kapitalist
Geld in Waren verwandelt, die als Stoffbildner eines neuen Produkts oder als
Faktoren des Arbeitsprozesses dienen, indem er ihrer toten Gegenständlichkeit lebendige Arbeitskraft einverleibt, verwandelt er Wert, vergangne,
vergegenständlichte, tote Arbeit in Kapital, sich selbst
verwertenden Wert, ein beseeltes Ungeheuer, das zu »arbeiten« beginnt, als hätt' es Lieb' im Leibe.
Vergleichen wir nun Wertbildungsprozeß und Verwertungsprozeß, so ist der Verwertungsprozeß nichts als ein Eer einen gewissen Punkt hinaus verlängerter Wertbildungsprozeß. Dauert der letztre nur bis zu dem Punkt, wo der vom Kapital gezahlte Wert
der Arbeitskraft durch ein neues Äquivalent ersetzt ist,
so ist er einfacher Wertbildungsprozeß. Dauert der
Wertbildungsprozeß Eer diesen Punkt hinaus,
so wird er Verwertungsprozeß.
Vergleichen wir ferner den Wertbildungsprozeß mit dem Arbeitsprozeß, so besteht der letztre in der nEzlichen Arbeit, die Gebrauchswerte produziert. Die Bewegung wird hier qualitativ
betrachtet, in ihrer besondren Art und Weise, nach Zweck und Inhalt. Derselbe
Arbeitsprozeß stellt sich im Wertbildungsprozeß nur von seiner quantitativen Seite dar. Es handelt sich nur noch um die
Zeit, welche die Arbeit zu ihrer Operation braucht, oder um die Dauer, während deren die Arbeitskraft nEzlich verausgabt wird.
Hier gelten auch die Waren, die in den Arbeitsprozeß eingehn, nicht mehr als funktionell bestimmte, stoffliche Faktoren der
zweckmäßig wirkenden Arbeitskraft. Sie zählen nur noch als bestimmte Quanta vergegenständlichter Arbeit. Ob in
den Produktionsmitteln enthalten oder durch die Arbeitskraft zugesetzt, die
Arbeit zählt nur noch nach ihrem Zeitmaß. Sie beträgt so viel Stunden, Tage usw.
Sie zählt jedoch nur, soweit die zur Produktion des
Gebrauchswerts verbrauchte Zeit gesellschaftlich notwendig ist. Es umfaßt dies Verschiednes. Die Arbeitskraft muß unter normalen
Bedingungen funktionieren. Ist die Spinnmaschine das gesellschaftlich
herrschende Arbeitsmittel fE die Spinnerei, so darf dem Arbeiter nicht
ein Spinnrad in die Hand gegeben werden. Statt Baumwolle von normaler GEe muß er nicht Schund erhalten, der jeden Augenblick
reißt. In beiden Fällen wEde er mehr als die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zur Produktion
eines Pfundes Garn verbrauchen, diese EerschEsige Zeit aber nicht Wert oder Geld bilden. Der normale Charakter der
gegenständlichen Arbeitsfaktoren hängt jedoch nicht vom Arbeiter, sondern vom Kapitalisten ab. Fernere
Bedingung ist der normale Charakter der Arbeitskraft selbst. In dem Fach, worin
sie verwandt wird, muß sie das herrschende Durchschnittsmaß von Geschick, Fertigkeit und Raschheit besitzen. Aber unser Kapitalist
kaufte auf dem Arbeitsmarkt Arbeitskraft von normaler GEe. Diese Kraft muß in dem gewöhnlichen Durchschnittsmaß der Anstrengung, mit dem gesellschaftlich Elichen Grad von Intensität verausgabt werden. DarEer wacht der Kapitalist ebenso ängstlich, als daß keine Zeit ohne Arbeit vergeudet wird. Er
hat die Arbeitskraft fE bestimmte Zeitfrist gekauft. Er hält darauf, das Seine zu haben. Er will nicht bestohlen sein. Endlich - und
hierfE hat derselbe Herr einen eignen code pénal - darf kein zweckwidriger Konsum von Rohmaterial und Arbeitsmitteln
stattfinden, weil vergeudetes Material oder Arbeitsmittel EerflEsig verausgabte Quanta vergegenständlichter Arbeit darstellen, also nicht zählen und nicht in das
Produkt der Wertbildung eingehn.193
Man sieht: der frEer aus der Analyse der Ware gewonnene
Unterschied zwischen der Arbeit, soweit sie Gebrauchswert, und derselben
Arbeit, soweit sie Wert schafft, hat sich jetzt als Unterscheidung der
verschiednen Seiten des Produktionsprozesses dargestellt.
Als Einheit von Arbeitsprozeß und Wertbildungsprozeß ist der Produktionsprozeß Produktionsprozeß von Waren; als Einheit von Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß ist er kapitalistischer Produktionsprozeß, kapitalistische Form
der Warenproduktion.
Es wurde frEer bemerkt, daß es fE den Verwertungsprozeß durchaus gleichgEtig, ob die vom Kapitalisten angeeignete
Arbeit einfache, gesellschaftliche Durchschnittsarbeit oder kompliziertere
Arbeit, Arbeit von höherem spezifischen Gewicht ist. Die Arbeit,
die als höhere, kompliziertere Arbeit gegenEer der gesellschaftlichen Durchschnittsarbeit gilt, ist die Äußerung einer Arbeitskraft, worin höhere Bildungskosten eingehn, deren Produktion mehr Arbeitszeit kostet und
die daher einen höheren Wert hat als die einfache
Arbeitskraft. Ist der Wert dieser Kraft höher, so äußert sie sich daher auch in höherer Arbeit und
vergegenständlicht sich daher, in denselben Zeiträumen, in verhältnismäßig höheren Werten. Welches jedoch immer der Gradunterschied zwischen Spinnarbeit
und Juwelierarbeit, die Portion Arbeit, wodurch der Juwelenarbeiter nur den
Wert seiner eignen Arbeitskraft ersetzt, unterscheidet sich qualitativ in
keiner Weise von der zusätzlichen Portion Arbeit, wodurch er
Mehrwert schafft. Nach wie vor kommt der Mehrwert nur heraus durch einen
quantitativen Überschuß von Arbeit, durch die
verlängerte Dauer desselben Arbeitsprozesses, in dem
einen Fall Prozeß der Garnproduktion, in dem andren Fall
Prozeß der Juwelenproduktion.194
Andrerseits muß in jedem Wertbildungsprozeß die höhere Arbeit stets auf gesellschaftliche
Durchschnittsarbeit reduziert werden, z.B. ein Tag höherer Arbeit auf x Tage einfacher Arbeit.195 Man erspart also eine EerflEsige Operation und vereinfacht die Analyse durch
die Annahme, daß der vom Kapital verwandte Arbeiter
einfache gesellschaftliche Durchschnittsarbeit verrichtet.
[Marx: Das Kapital, S. 275 ff. Digitale Bibliothek
Band 11: Marx/Engels, S. 3589 (vgl. MEW Bd. 23, S. 200 ff.)]
[Marx: Das Kapital, S. 283 ff. Digitale Bibliothek
Band 11: Marx/Engels, S. 3597 (vgl. MEW Bd. 23, S. 204 ff.)]
[Marx: Das Kapital, S. 291 ff. Digitale Bibliothek
Band 11: Marx/Engels, S. 3605 (vgl. MEW Bd. 23, S. 209 ff.)]