ニュルンベルク裁判におけるローゼンベルクの法廷証言
41年12月14日 ヒトラー・ローゼンベルク会談(スポーツ宮殿での演説に関する打ち合わせ)・・「ユダヤ人根絶を使わない」、むしろ、「悪いのはユダヤ人だ、そのユダヤ人に罰が当たるのは当然だ」というような表現にする。
ユダヤ人根絶をかたったことがあるか?
MR. DODD: Gut. Haben Sie je von der Ausrottung
der Juden gesprochen?
この言葉の意味で一般的には根絶をつかったことはなかった。
ROSENBERG: Ich habe generell von der Ausrottung im Sinne
dieses Wortes nicht gesprochen. Man muß hier die Worte wählen. Das Wort von der
Ausrottung hat ja auch der britische Premierminister...
MR. DODD: Auf die Worte werden wir noch zu sprechen
kommen. Sagen Sie uns nur, ob Sie es jemals ausgesprochen haben oder nicht. Sie
haben es ausgesprochen nicht wahr?
この意味ではどんな演説でも使ったことがなかった・・・
ROSENBERG: Ich habe in keiner Rede in diesem Sinne...
わたしは、意味のことである。あなたはかつて、国家と党の政策としてのユダヤ人根絶について誰かと語ったことはないか?
MR. DODD: Ich meine den Sinn. Haben Sie jemals mit
jemandem über die Ausrottung der Juden als eine Staats- oder parteipolitische
Maßnahme gesprochen?
フューラー(総統=ヒトラー)との予定されている演説についての会話で−ただし、この演説は実際には行われなかった−、この問題について一度オープンにはなしたことがありました。その場合の意味は、いまや戦争が勃発したのだから、それが表現している脅迫には、もはや触れるべきではない、というものでした。
ROSENBERG: Es ist in einer Besprechung beim Führer
über eine beabsichtigte Rede, die nicht gehalten wurde, offen über diese Frage
einmal gesprochen worden, und zwar in
dem Sinne, daß da jetzt ein Krieg ausgebrochen sei, diese Drohung, die
ausgesprochen war, nicht mehr berührt werden solle. Diese ganze
Rede ist ja auch nicht gehalten worden.
その演説は、いつ行われる予定でしたか?
MR.
DODD: Wann wollten Sie denn die Rede halten, ungefähr zu welchem Zeitpunkt?
1941年12月です。
ROSENBERG: Im Dezember 1941.
その時、あなたは自分の演説に、ユダヤ人根絶に関するコメントをつけ加えたのではないですか?
MR. DODD: Dann haben Sie Ihrer Rede Bemerkungen über die
Ausrottung der Juden hinzugefügt, nicht wahr? Ja oder nein?
すでにいいましたように、子の言葉はあなたがそれに与えようとしているような意味はもっていなかったのです。
ROSENBERG: Ich habe schon gesagt, daß dieses Wort nicht
die Bedeutung hat, die Sie ihm eben unterlegen.
この言葉の意味については後で立ち返りましょう。知りたいのはただ、あなたが1941年12月にスポーツ宮殿で行う予定の演説で、「ユダヤ人の根絶」をつかったかどうかです。
MR. DODD: Zu der Bedeutung des Wortes kommen wir noch.
Ich wollte nur wissen, haben Sie in der Rede, die Sie im Dezember 1941
im Sportpalast halten wollten, den Ausdruck »Ausrottung der Juden« verwendet?
Sie können darauf ganz einfach antworten.
ありうることです。しかし思い出しません。この草稿の言葉をもはや読むことができません。どんな形でその言葉が語られたのか、もういうことができません。
ROSENBERG: Das mag sein, ich erinnere mich nicht, ich
habe selbst den Wortlaut dieses Entwurfes nicht mehr gelesen. In welcher Form
das ausgesprochen wurde, vermag ich nicht mehr zu sagen.
ドキュメント1517−PSを見てください。これはまさに、あなたによる記録であり、1941年12月14日のフューラーとの打ち合わせに関するものです。
MR. DODD: Nun, vielleicht können wir Ihnen behilflich
sein. Ich lasse Ihnen Dokument 1517-PS, US- 824 überreichen.
Dies ist ebenfalls eine Aufzeichnung von Ihnen über eine Unterredung
beim Führer am 14. Dezember 1941; aus dem ersten Absatz geht klar
hervor, daß Sie und Hitler eine Rede besprochen haben, die Sie im Sportpalast
in Berlin halten sollten.
この記録の第二の文章は次のとおりです。
ユダヤ人問題について、ニューヨークのユダヤ人に関するコメントはおそらくいまや決定のあとでは、いくぶん変更が為されなければなりませんといった。わたしは、ユダヤ人の根絶についてはしゃべらないという立場をとった。フューラーは、このスタンスに賛成し、「彼らはわれわれに戦争の罪をなすりつけ、破壊をもたらした、その帰結が彼らをまず襲うとすれば、何も不思議ではない」といった。
Im
zweiten Absatz finden Sie folgende Worte:
Ȇber die Judenfrage sagte
ich, daß die Anmerkungen über die New Yorker Juden vielleicht jetzt nach der Entscheidung
etwas geändert werden müßten. Ich stände auf dem Standpunkt, von der Ausrottung des Judentums
nicht zu sprechen. Der Führer bejahte diese Haltung und sagte, sie hätten uns den Krieg aufgebürdet und sie hätten die
Zerstörung gebracht, es sei kein Wunder, wenn die Folgen sie zuerst träfen.«
Sie sagen, daß Sie hinsichtlich
der Bedeutung dieses Wortes Schwierigkeiten hätten, und ich frage Sie nun über
die Bedeutung des Wortes »Ausrottung«. Kennen Sie das
deutsch-englische Standard-Wörterbuch von Cassell? Ich nehme an, Sie kennen es.
Ist Ihnen dieses Wort bekannt, haben Sie je davon gehört?
ROSENBERG: Nein.
MR. DODD: Dann wird es Sie sicher interessieren. Wollen
Sie dem Gerichtshof die Bedeutung des Wortes »Ausrottung«
vorlesen?
ROSENBERG: Dazu bedarf ich nicht eines fremden
Wörterbuches, um auszudeuten, was in deutscher Sprache das Wort: »Ausrottung«
in vielen Bedeutungen meinen kann. Man kann eine Idee ausrotten, man kann ein
Wirtschaftssystem ausrotten, man kann eine soziale Ordnung ausrotten und man
kann in letzter Konsequenz auch eine Gemeinschaft ausrotten, gewiß, das sind
eben die vielen Möglichkeiten, die in diesem Wort enthalten sind. Dazu brauche
ich kein englisch-deutsches Wörterbuch. Übersetzungen aus der deutschen Sprache
in die englische Sprache sind so oft falsch. Gerade im letzten Dokument, das
Sie mir vorgelegt haben, hörte ich wieder die Übersetzung des Wortes:
»Herrenrasse«. In dem Dokument steht von der »Herrenrasse« gar nichts, sondern
es wird von einem falschen »Herrenmenschentum« gesprochen. Es wird scheinbar
hier immer alles anders übersetzt.
MR. DODD: Gut. Das interessiert mich nicht. Wir wollen
nur die
Bedeutung des Wortes »Ausrottung« feststellen. Sie stimmen also mit mir
überein, daß »ausrotten« »fortwischen« oder »abtöten« bedeutet.
Das ist der Ausdruck, den Sie in Ihrer Besprechung mit Hitler gebraucht haben.
ROSENBERG: Hier habe ich wieder andere Übersetzungen
gehört, die wieder neue deutsche Worte gebracht haben, so daß ich nicht
feststellen kann, was Sie im Englischen damit ausdrücken wollen.
[Der Nürnberger Prozeß: Einhundertzehnter Tag. Mittwoch,
17. April 1946. Der Nürnberger Prozess, S. 13930 (vgl. NP Bd. 11, S. 605 ff.)]
1941年12月18日の書簡でのローゼンベルクの用語・・・経済的考慮などはしないで、ユダヤ人殺害。
MR. DODD:
Wollen Sie sagen, daß das nicht Ihr Initial ist?
ROSENBERG:
Ja.
MR. DODD:
Gut. Ich verweise Sie nunmehr auf Dokument 3666-PS, das sich auch auf diese
beiden anderen Dokumente bezieht. Es ist ebenfalls ein Brief auf dem Briefpapier des Reichsministers für die besetzten Ostgebiete,
mit dem Datum vom 18. Dezember 1941. »Betrifft: Judenfrage. Auf das
Schreiben vom 15. November 1941.«
Das ist also die Antwort auf den mit »L« gezeichneten
Brief, in dem die Frage gestellt wird, ob die Judenexekutionen als
Folge einer grundsätzlichen politischen Weisung zu betrachten seien. Die
Antwort lautet:
»In der Judenfrage dürfte inzwischen durch mündliche
Besprechungen Klarheit geschaffen sein. Wirtschaftliche Belange sollen bei
der Regelung des Problems grundsätzlich unberücksichtigt bleiben. Im
übrigen wird gebeten, auftauchende Fragen unmittelbar mit dem Höheren SS- und
Polizeiführer zu regeln. Im Auftrag gez. Bräutigam.«
Haben Sie den Brief früher schon einmal gesehen?
ROSENBERG:
Nein, den habe ich nicht gesehen. Meines Erachtens nicht. Es ist hier wieder
ein solches »R« mit einer Spitze oben. Ich kann das auch nicht als mein »R«
identifizieren.
MR DODD:
Sie können diesen Buchstaben also nicht als Ihren Anfangsbuchstaben
identifizieren?
ROSENBERG:
Ja, ich kann das schon aus dem einfachen Grunde nicht als mein »R«
identifizieren, da das Schreiben, unterschrieben von Bräutigam, vom
Ostministerium an das »Ostland« gerichtet ist, und die Notizen oben sind ja von
einer Stelle gezeichnet worden, die der Empfänger ist.
DR. THOMA:
Herr Präsident! Darf ich Sie hier auf einen unmittelbaren Irrtum aufmerksam
machen?
Dieses »R« steht im Zusammenhang mit einem »K«. Das
heißt offensichtlich »Reichskommissar«.
MR. DODD:
Wir reden ja nicht von dem »R« oben auf dem Brief, sondern ich spreche von dem
handgeschriebenen Buchstaben.
ROSENBERG:
Ja, es ergibt sich ja jetzt aus diesem »R« ganz eindeutig, daß es sich hier um
den Empfänger handelt.
»Eingegangen am 22. 12., R« und adressiert ist es vom
Ministerium ins »Ostland«.
Diese Notiz stammt also von einem in Riga wohnenden
Menschen, und es ist dasselbe »R«, das ja auch auf dem anderen Dokument steht.
[Der Nürnberger
Prozeß: Einhundertzehnter Tag. Mittwoch, 17. April 1946. Der Nürnberger
Prozess, S. 13941 (vgl. NP Bd. 11, S. 611 ff.)]
MR. DODD:
Wer war Ihr Reichsminister für das »Ostland«?
ROSENBERG: Lohse.
MR. DODD:
Sein Name fängt nicht mit »R« an, nicht wahr?
ROSENBERG:
Ja, aber es ist ja ersichtlich, daß dieser Brief offenbar in seiner Abteilung
abgezeichnet wurde.
DR. THOMA:
Darf ich dem Gericht auch in dieser Sache helfen? Bei dieser handschriftlich
geschriebenen Sache mit dem deutschen »L« steht links außen »Wv. 1. 12. 41«,
das heißt »Wiedervorlage« und unten steht dann »Vorgelegt, 1. 12. R«.
Das muß ein Vorgang sein, der sich in der Kanzlei des
Reichskommissars abgespielt hat. Das ist ein erster Entwurf, den er deshalb
auch nur mit dem ersten Buchstaben seines Namens signiert hat.
MR. DODD:
Wir können diese Erklärung nicht als genügenden Beweis annehmen. Die Frage, um
wessen Initiale es sich handelt, wird später zur Entscheidung gebracht werden.
VORSITZENDER:
Was bedeuten oben die Worte: »Reichsminister für die besetzten Ostgebiete«?
MR. DODD:
Das ist das Briefpapier, auf dem es geschrieben ist. Dieser ganze Brief ist in
Handschrift auf die Rückseite des ersten Briefes geschrieben worden. Beide
wurden im Büro dieses Angeklagten in Berlin gefunden.
[Zum Zeugen
gewandt:]
Ich verweise Sie nun auf ein weiteres Dokument Nummer
36.
ROSENBERG:
Ich behaupte mit Nachdruck, dieses »R« hat der Empfänger unterschrieben, an den
der Brief gerichtet wurde.
MR. DODD:
Gut, wir werden schon dazu kommen. Dokument Nummer 36. Ich lasse Ihnen Dokument
3428-PS vorlegen, US-827.
VORSITZENDER:
Wollen Sie die Nummer noch einmal nennen?
MR. DODD:
Ich bitte um Entschuldigung. Es war 3428-PS, das US-827 wird.
[Zum Zeugen
gewandt:]
Es ist dies ein Brief aus Minsk, im besetzten Gebiet,
vom 31. Juli 1942. Er wurde von Kube geschrieben. Er war auch einer Ihrer
Mitarbeiter, nicht wahr?
[Der Nürnberger
Prozeß: Einhundertzehnter Tag. Mittwoch, 17. April 1946. Der Nürnberger
Prozess, S. 13943 (vgl. NP Bd. 11, S. 612 ff.)]
schrieben
ist. Dieser ganze Brief ist in Handschrift auf die Rückseite des ersten Briefes
geschrieben worden. Beide wurden im Büro dieses Angeklagten in Berlin gefunden.
[Zum Zeugen
gewandt:]
Ich verweise Sie nun auf ein weiteres Dokument Nummer
36.
ROSENBERG:
Ich behaupte mit Nachdruck, dieses »R« hat der Empfänger unterschrieben, an den
der Brief gerichtet wurde.
MR. DODD:
Gut, wir werden schon dazu kommen. Dokument Nummer 36. Ich lasse Ihnen Dokument
3428-PS vorlegen, US-827.
VORSITZENDER:
Wollen Sie die Nummer noch einmal nennen?
MR. DODD:
Ich bitte um Entschuldigung. Es war 3428-PS, das US-827 wird.
[Zum Zeugen
gewandt:]
Es ist dies ein Brief aus Minsk, im besetzten Gebiet,
vom 31. Juli 1942. Er wurde von Kube geschrieben. Er war auch einer Ihrer
Mitarbeiter, nicht wahr? Wollen Sie das bitte beantworten?
ROSENBERG:
Jawohl.
MR. DODD: Und er ist an Lohse, den Reichskommissar für das
Ostland gerichtet, nicht wahr?
ROSENBERG:
Jawohl, das ist richtig.
MR. DODD:
Sehen wir uns dieses Dokument an:
»Betreff: Partisanenbekämpfung und Judenaktion im
Generalbezirk Weißruthenien.
Bei allen Zusammenstößen mit
Partisanen in Weißruthenien hat es sich herausgestellt, daß das Judentum sowohl
im ehemals polnischen Teil« - und so weiter - »Hauptträger der
Partisanenbewegung ist. Infolgedessen ist die Behandlung des Judentums in
Weißruthenien... eine hervorragend politische Angelegenheit...«
Sodann ein oder zwei Sätze weiter unten:
»In eingehenden Besprechungen mit dem SS-Brigadeführer
Zenner und dem hervorragend tüchtigen Leiter des SD, SS-Obersturmbannführer Dr.
jur. Strauch, haben wir in Weißruthenien in den letzten 10 Wochen rund 55000
Juden liquidiert. Im Gebiet Minsk-Land ist das Judentum völlig ausgemerzt, ohne
daß der Arbeitseinsatz dadurch gefährdet worden ist. In dem überwiegend
polnischen Gebiet Lida sind 16000 Juden, in Slonim 8000 Juden« und so weiter
»liquidiert worden. Durch einen dorthin bereits berichteten Übergriff des
Rückwärtigen Heeresgebietes sind die von uns getroffenen Vorbereitungen für die
Liquidierung der Juden im Gebiet Glebokie gestört worden. Das
Rückwärtige Heeresgebiet hat, ohne Fühlung mit mir zu nehmen, 10000 Juden
liquidiert, deren systematische Ausmerzung von uns sowieso vorgesehen war. In
Minsk-Stadt sind am 28. und 29 Juli rund 10000 Juden liquidiert worden, davon
6500 russische Juden - überwiegend Alte, Frauen und Kinder - der Rest bestand
aus nichteinsatzfähigen Juden, die überwiegend aus Wien. Brünn, Bremen und
Berlin im November des v. J. nach Minsk auf den Befehl des Führers geschickt
worden sind.
Auch das Gebiet Sluzk ist um
mehrere tausend Juden erleichtert worden. Das gleiche gilt für Nowogrodek und
Wilejka. Radikale Maßnahmen stehen noch für Baranowitschi und Hanzewitschi
bevor. In Baranowitschi leben allein in der Stadt noch rund 10000 Juden, von
denen 9000 Juden im nächsten Monat liquidiert werden.«
Und weiter:
»In Minsk-Stadt sind 2600 Juden aus Deutschland
übriggeblieben. Außerdem sind noch sämtliche 6000 russische Juden und Jüdinnen
am Leben, die als Arbeitseinsatz während der Aktion bei den sie beschäftigenden
Einheiten verblieben sind. Minsk wird auch in Zukunft noch immer den stärksten
Judeneinsatz behalten, da die Zusammenballung der Rüstungsbetriebe und die
Aufgaben der Eisenbahn das vorläufig notwendig macht. In sämtlichen übrigen
Gebieten wird die Zahl der zum Arbeitseinsatz kommenden Juden vom SD und mir
auf höchstens 800, nach Möglichkeit aber auf 500, festgesetzt...«
Dann berichtet das Schreiben weiter über die Lage der
Juden; das brauche ich, meines Erachtens, nicht alles zu verlesen. Ich möchte
Ihre Aufmerksamkeit aber auf den letzten Absatz lenken, und zwar auf den
letzten Satz:
»Ich bin mit dem Kommandeur des SD in Weißruthenien
darin völlig einig, daß wir jeden Judentransport, der nicht von unseren
vorgesetzten Dienststellen befohlen oder angekündigt ist, liquidieren, um
weitere Beunruhigungen in Weißruthenien zu verhindern.«
Weiter oben habe ich einen oder zwei Sätze ausgelassen,
die ich verlesen wollte:
»Mir und dem SD wäre es natürlich das liebste, nach
Wegfall der wirtschaftlichen Ansprüche der Wehrmacht, das Judentum im
Generalbezirk Weißruthenien endgültig zu beseitigen. Vorläufig werden die
notwendigen Ansprüche der Wehrmacht, die in der Hauptsache Arbeitgeber des
Judentums ist, berücksichtigt.«
Ich muß Ihnen gleich sagen, daß auch dieses Dokument
in Ihrem Amt in Berlin aufgefunden wurde. Es ist ein Brief...
ROSENBERG:
Das erscheint mir sehr unwahrscheinlich, daß es in meinem Büro in Berlin
vorgefunden wurde. Wenn, dann kann es sich höchstens darum handeln, daß der
Reichskommissar Ostland seine gesamten Akten nach Berlin gebracht hat, in
Kisten verpackt. In meinem Büro ist es damals nicht gewesen, und dieser Brief
ist mir auch nie vorgelegt worden. Es steht ja hier mit Stempel: »Der
Reichskommissar für das Ostland«, und nicht »Der Reichsminister für die
besetzten Ostgebiete«. Ich habe gestern aber erklärt, daß mir eine Anzahl
solcher Vorgänge als Einzelaktionen in den Kämpfen mitgeteilt worden war, und
daß ich diesen einen Bericht aus Sluzk persönlich bekommen habe, und der
Gauleiter Meyer sofort beauftragt wurde, bei Heydrich hier Vorstellung zu
erheben, eine Untersuchung anzuordnen. Und das setzt ja voraus, daß er eine
solche generelle, daß auch der Gauleiter Meyer eine solche generelle Aktion auf
Befehl von einem Zentrum nicht gekannt und nicht angenommen habe.
MR. DODD:
Ich möchte Sie nur auf die seltsame Verkettung der Ereignisse aufmerksam
machen, daß zwei Ihrer bedeutendsten Mitarbeiter im Jahre 1942 in dieser Weise,
ohne Ihr Wissen, in Verbindung gestanden haben.
Haben Sie nicht gestern vor dem Gerichtshof ausgesagt,
Sie seien der Ansicht, daß die meisten oder ein großer Teil der den Juden im
Osten zugefügten Unannehmlichkeiten durch Handlungen der örtlichen Bevölkerung
verursacht wurde. Erinnern Sie sich, das gestern gesagt zu haben?
ROSENBERG:
Ich habe diese Übersetzung eben nicht bekommen.
MR. DODD:
Ich fragte Sie, ob es nicht Tatsache ist, daß Sie gestern vor dem Gerichtshof
ausgesagt haben, daß ein großer Teil der Unannehmlichkeiten, die die Juden im
Osten zu erdulden hatten, durch die örtliche Bevölkerung dieser Gebiete
verursacht wurde.
ROSENBERG:
Ja, das wurde mir am Anfang mitgeteilt von zurückkehrenden Persönlichkeiten,
daß nicht Lokalbehörden, sondern Bevölkerungsteile... und ich kannte ja die
Stimmung aus dem Osten von früher und ich konnte mir wohl vorstellen, daß es
den Tatsachen entspreche.
Zweitens habe ich erklärt, daß mir mitgeteilt wurde,
daß von der Polizei neben den Exekutionen verschiedener anderer
Widerstandsnester und Sabotagezentren auch eine größere Anzahl von Juden
erschossen wurden, in verschiedenen Städten, und dann habe ich den Fall Sluzk
hier behandelt.
MR. DODD:
Ich glaube, Sie werden zugeben, daß Ihr Mann Koch in der Ukraine alle Arten
schrecklicher Untaten begangen hat. Ich verstehe nun nicht, warum Sie die
Teilnahme Lohses und Kubes an der Vernichtung oder Liquidierung der Juden
bestreiten, und warum Sie leugnen, daß Bräutigam, ein wichtiges Mitglied Ihres
Stabes, und Leibbrandt, ein weiteres wichtiges Mitglied Ihres Stabes, über das
Programm Bescheid gewußt haben. So waren also mindestens fünf Leute Ihrer
Verwaltung in dieser Richtung tätig, und es waren keine kleinen Leute.
ROSENBERG:
Ich möchte feststellen, daß eine Verordnung des Reichskommissars für das
Ostland vorliegt, die in Übereinstimmung...
VORSITZENDER:
Wollen Sie die Frage zuerst beantworten? Geben Sie zu, daß diese fünf Personen
die Vernichtung von Juden durchgeführt haben?
ROSENBERG:
Ja, daß sie über eine Anzahl von Liquidierungen von Juden Bescheid wußten, das
gebe ich zu, und das haben sie mir ja auch gesagt, oder wenn nicht sie, dann
habe ich es von anderer Seite gehört. Ich möchte nur eines erklären, daß
entsprechend den allgemeinen Gesetzen des Reiches der Reichskommissar für das
Ostland eine Verordnung erlassen hat, wonach das uns selbstverständlich
feindlich gesinnte Judentum in bestimmten jüdischen Vierteln der Städte zu
konzentrieren sei, und ich habe bis zum Schluß noch gehört, bis 1943/44, daß in
diesen Städten solche Arbeiten in diesen jüdischen Ghettos noch in größtem Maße
durchgeführt wurden.
Ich darf hier ergänzend noch auf einen anderen Fall
hinweisen, der mir auch zur Kenntnis kam, nämlich, daß ein Gebietskommissar...
MR. DODD:
Ich wünsche nicht, daß Sie auf irgendein anderes Thema übergehen. Sie haben die
Frage beantwortet und Ihre Antwort erklärt. Ich bitte Sie nicht um weitere...
ROSENBERG:
Was ich eben noch hinzufügen wollte, das begründet noch einen Teil meiner
Antwort, einen sehr konkreten Fall, nämlich, ein Gebietskommissar in der
Ukraine war beim Gericht angeklagt worden, daß er in einer jüdischen Gemeinde
auf Grund von Drohungen Erpressungen verübt hätte und Pelze, Kleider und so
weiter nach Deutschland geschickt hätte. Er wurde vor Gericht geholt, er wurde
zum Tode verurteilt und ist erschossen worden.
MR. DODD:
Das ist sehr interessant, aber ich halte es nicht für eine notwendige Erklärung
Ihrer Antwort. Ich möchte Sie bitten, zu versuchen, sich auf die Antworten zu
beschränken. Ich möchte in einigen Minuten fertig sein.
Sie sind natürlich auch der Mann, der, wie Sie gestern
vor dem Gerichtshof ausgesagt haben, den Brief geschrieben hat, in dem die
Soforthinrichtung von hundert Juden in Frankreich vorgeschlagen wird, obwohl
Sie sagten, nach Ihrer Meinung sei dies - was? - ein etwas falsches Urteil,
oder nicht ganz gerecht, oder etwas Ähnliches? Ist das richtig?
ROSENBERG:
Ich habe gestern dazu meine Erklärungen abgegeben.
MR. DODD:
Ich weiß, aber ich möchte heute einige Minuten darüber sprechen.
Haben Sie gestern gesagt, daß es nicht richtig, daß es
nicht gerecht gewesen sei? Ja oder nein? Haben Sie das nicht vor dem
Gerichtshof gestern ausgesagt?
ROSENBERG: Da
müssen Sie wörtlich zitieren, wenn Sie von mir ja oder nein haben wollen.
MR. DODD:
Ich frage Sie noch einmal. Haben Sie gestern vor diesem Gerichtshof ausgesagt,
daß Ihr Vorschlag in jenem Schreiben, im Dokument 001-PS, falsch und nicht
gerecht sei? Das ist eine ziemlich einfache Frage, und Sie können sie
beantworten.
ROSENBERG:
Ich habe erklärt, daß es menschlich unrecht war.
MR. DODD:
Es war Mord; war es nicht ein Mordplan? Ja oder nein?
ROSENBERG:
Nein, sondern ich habe Geiselerschießungen, die ja öffentlich von der Wehrmacht
bekanntgegeben wurden, als eine in außerordentlichen Kriegszuständen offenbar
allgemein angenommene Tatsache hingenommen, und diese Erschießungen von Geiseln
sind ja in der Presse veröffentlicht worden. Also ich mußte hier annehmen, daß
hier völkerrechtlich in bestimmten Kriegszuständen das als eine angenommene
Repressalie angesehen werden kann, und
[Der Nürnberger
Prozeß: Einhundertzehnter Tag. Mittwoch, 17. April 1946. Der Nürnberger
Prozess, S. 13944 (vgl. NP Bd. 11, S. 612 ff.)]