トーマス・・・・ソ連地域のユダヤ人虐殺の情報を得ていた。虐殺すれば、軍事経済上困難が発生、との現地からの連絡。

(トーマス宛、1941122日の書簡)

 

MAJOR WALSH: Ja, Herr Vorsitzender, wir legen es so aus. Der Gerichtshof wird sich erinnern, daß die Vernichtung von Juden in Gaswagen sehr eng mit dem zweiten Brief über den Transport von Juden, der zu diesem Zweck ankam, zusammenhängt.

 

VORSITZENDER: Wurde dieses Dokument im Archiv Rosenbergs gefunden?

 

MAJOR WALSH: Ich wurde dahin unterrichtet, Herr Vorsitzender. Eine weitere Beschwerde befindet sich in einem geheimen Brief an den General der Infanterie Thomas, den Chef des Wirtschaftsrüstungsamts vom 2. Dezember 1941. Es kann daraus die interessante Wahrnehmung entnommen werden, daß der besorgte Schreiber dieses Briefes bemerkt, daß er die Weiterleitung dieses Briefes auf dem Dienstwege nicht wünsche. Ich lege das erbeutete Dokument 3257-PS als Beweisstück vor und zitiere den ersten Absatz. Es ist Beweisstück US-290:

    »Zur persönlichen Unterrichtung des Herrn Chefs des Wirtschaftsrüstungsamtes übergebe ich einen Gesamtbericht über die derzeitige Lage im Reichskommissariat Ukraine, in welchem die bisher aufgetretenen Schwierigkeiten und Spannungen, sowie die zu ernsten Besorgnissen Anlaß gebenden Fragen mit vollster Offenheit und unmißverständlicher Deutlichkeit niedergelegt sind.

        Ich habe bewußt davon Abstand genommen, einen     solchen Bericht auf dem Dienstwege vorzulegen oder ihn anderen interessierten Stellen zur Kenntnis zu bringen, da ich mir keinen Erfolg davon verspreche, vielmehr befürchte, daß die Schwierigkeiten und Spannungen sowie die unterschiedlichen Auffassungen bei der besonderen Art der Verhältnisse sich nur vergrößern würden.«

    Und nun Absatz c) auf Seite 1:

    »Judenfrage.

    Die Ordnung der Judenfrage in der Ukraine war schon deshalb ein schwieriges Problem, weil die Juden in den Städten einen Großteil der Bevölkerung ausmachten. Es handelt sich also - ebenso wie im Generalgouvernement - um ein bevölkerungspolitisches Massenproblem. Viele Städte wiesen einen Judenteil von über 50 % auf. Vor den deutschen Truppen geflohen waren nur die reichen Juden. Das Gros der Judenheit verblieb der deutschen Verwaltung. Für diese komplizierte sich die Frage dadurch, daß diese Juden fast das gesamte Handwerk, sogar einen Teil der Arbeiterschaft der Klein- und Mittel-Industriellen erfüllten, abgesehen vom Handel, der z. T. infolge der direkten oder indirekten Kriegseinwirkung überflüssig geworden war. Die Beseitigung mußte mithin tiefgreifende wirtschaftliche, ja direkt wehrwirtschaftliche Rückwirkungen (Fertigungen für Truppenbedarf) haben

    Absatz 1 auf Seite 2:

    »Die Haltung der jüdischen Bevölkerung war von vornherein ängstlich-willig. Sie suchten alles zu vermeiden, um der deutschen Verwaltung zu mißfallen. Daß sie die     deutsche Verwaltung und Armee im Inneren haßten, ist selbstverständlich und kann nicht wunder nehmen. Es ist aber nicht beweisbar, daß die Juden geschlossen oder auch nur in größerem Umfang an Sabotageakten... beteiligt waren. Sicher hat es unter ihnen - genau so wie unter den Ukrainern - einige Terroristen oder Saboteure gegeben. Daß die Juden als solche aber irgendeine Gefahr für die deutsche Wehrmacht darstellen, kann nicht behauptet werden. Mit der Arbeitsleistung der Juden, die selbstverständlich durch kein anderes Gefühl als die Angst angetrieben werden, ist Truppe und deutsche Verwaltung zufrieden gewesen.

        Die jüdische Bevölkerung ist im unmittelbaren Anschluß an die Kampfhandlungen zunächst unbehelligt geblieben. Erst Wochen, zum Teil Monate später wurde eine planmäßige Erschießung der Juden durch dazu eigens abgestellte Formationen der Ordnungspolizei durchgeführt. Diese Aktion ging im wesentlichen von Osten nach Westen. Sie erfolgte durchaus öffentlich unter Hinzuziehung ukrainischer Miliz, vielfach leider auch unter freiwilliger Beteiligung von Wehrmachtsangehörigen. Die Art der Durchführung der Aktionen, die sich auf Männer und Greise, Frauen und Kinder jedes Alters erstreckte, war grauenhaft. Die Aktion ist in der Massenhaftigkeit der Einrichtungen so gigantisch wie bisher keine in der Sowjetunion vorgenommene gleichartige Maßnahme. Insgesamt dürften bisher etwa 150000 bis 200000 Juden in dem zum Reichskommissariat gehörigen Teil der Ukraine exekutiert »worden sein«1; bisher wurde auf die wirtschaftlichen Belange     keine Rücksicht genommen.

        Insgesamt kann gesagt werden, daß die in der Ukraine durchgeführte Art der Lösung der Judenfrage, offenbar von prinzipiell weltanschaulichen Gedankengängen getragen, nachstehende Folgen gehabt hat:

    a) Beseitigung eines Teils zum Teil überflüssiger Esser in den Städten,

    b) Beseitigung eines Bevölkerungsteils, der uns zweifellos haßte,

    c) Beseitigung dringend notwendiger Handwerker, die auch für Wehrmachtsbelange vielfach unentbehrlich waren,

    d) Außenpolitisch-propagandistische Folgen, die auf der Hand liegen,

    e) Nachteilige Wirkungen auf die jedenfalls mittelbar mit den Exekutionen in Berührung kommende Truppe,

    f) Verrohende Wirkung auf die die Exekutionen durchführenden Formationen (Ordnungspolizei).«

    Damit der Gerichtshof nicht glaubt, daß die geschilderten Zustände nur im Osten bestanden, möchte ich seine Aufmerksamkeit auf den offiziellen holländischen Regierungsbericht des Kommissars für Rückwanderung lenken, der bezeichnend für die Behandlung der Juden im Westen ist.

    Dieses Schriftstück ist eine Schilderung der deutschen Maßnahmen in den Niederlanden gegen die holländischen Juden. Die Erlasse, die antisemitischen Demonstrationen, das Verbrennen von Synagogen,

[Der Nürnberger Prozeß: Zwanzigster Tag. Freitag, 14. Dezember 1945. Der Nürnberger Prozess, S. 3345 (vgl. NP Bd. 3, S. 628 ff.)]