トーマス・・・・ソ連地域のユダヤ人虐殺の情報を得ていた。虐殺すれば、軍事経済上困難が発生、との現地からの連絡。
(トーマス宛、1941年12月2日の書簡)
MAJOR WALSH: Ja, Herr Vorsitzender, wir legen es
so aus. Der Gerichtshof wird sich erinnern, daß die Vernichtung von Juden in
Gaswagen sehr eng mit dem zweiten Brief über den Transport von Juden, der zu
diesem Zweck ankam, zusammenhängt.
VORSITZENDER: Wurde dieses Dokument im Archiv
Rosenbergs gefunden?
MAJOR WALSH: Ich wurde dahin unterrichtet, Herr
Vorsitzender. Eine weitere Beschwerde befindet sich in einem geheimen Brief an
den General der Infanterie Thomas, den Chef des Wirtschaftsrüstungsamts
vom 2. Dezember 1941. Es kann daraus die interessante Wahrnehmung
entnommen werden, daß der besorgte Schreiber dieses Briefes bemerkt, daß er die
Weiterleitung dieses Briefes auf dem Dienstwege nicht wünsche. Ich lege das
erbeutete Dokument 3257-PS als Beweisstück vor und zitiere den ersten Absatz. Es
ist Beweisstück US-290:
»Zur persönlichen Unterrichtung des Herrn Chefs des
Wirtschaftsrüstungsamtes übergebe ich einen Gesamtbericht über die derzeitige
Lage im Reichskommissariat Ukraine, in welchem die bisher aufgetretenen
Schwierigkeiten und Spannungen, sowie die zu ernsten Besorgnissen Anlaß
gebenden Fragen mit vollster Offenheit und unmißverständlicher Deutlichkeit
niedergelegt sind.
Ich habe bewußt davon
Abstand genommen, einen solchen Bericht auf dem Dienstwege
vorzulegen oder ihn anderen interessierten Stellen zur Kenntnis zu bringen, da
ich mir keinen Erfolg davon verspreche, vielmehr befürchte, daß die Schwierigkeiten
und Spannungen sowie die unterschiedlichen Auffassungen bei der besonderen Art
der Verhältnisse sich nur vergrößern würden.«
Und nun Absatz c) auf Seite 1:
»Judenfrage.
Die Ordnung der Judenfrage in der Ukraine war
schon deshalb ein schwieriges Problem, weil die Juden in den Städten einen
Großteil der Bevölkerung ausmachten. Es handelt sich also - ebenso wie im
Generalgouvernement - um ein bevölkerungspolitisches Massenproblem. Viele
Städte wiesen einen Judenteil von über 50 % auf. Vor den deutschen Truppen
geflohen waren nur die reichen Juden. Das Gros der Judenheit verblieb der
deutschen Verwaltung. Für diese komplizierte sich die Frage dadurch, daß diese
Juden fast das gesamte Handwerk, sogar einen Teil der Arbeiterschaft der Klein-
und Mittel-Industriellen erfüllten, abgesehen vom Handel, der z. T. infolge der
direkten oder indirekten Kriegseinwirkung überflüssig geworden war. Die
Beseitigung mußte mithin tiefgreifende wirtschaftliche, ja direkt
wehrwirtschaftliche Rückwirkungen (Fertigungen für Truppenbedarf) haben.«
Absatz 1 auf Seite 2:
»Die Haltung der jüdischen
Bevölkerung war von vornherein ängstlich-willig. Sie suchten alles zu
vermeiden, um der deutschen Verwaltung zu mißfallen. Daß sie die deutsche Verwaltung
und Armee im Inneren haßten, ist selbstverständlich und kann nicht wunder
nehmen. Es ist aber nicht beweisbar, daß die Juden geschlossen oder auch nur in
größerem Umfang an Sabotageakten... beteiligt waren. Sicher hat es unter ihnen
- genau so wie unter den Ukrainern - einige Terroristen oder Saboteure gegeben.
Daß die Juden als solche aber irgendeine Gefahr für die deutsche Wehrmacht
darstellen, kann nicht behauptet werden. Mit der Arbeitsleistung der Juden, die
selbstverständlich durch kein anderes Gefühl als die Angst angetrieben werden,
ist Truppe und deutsche Verwaltung zufrieden gewesen.
Die jüdische Bevölkerung
ist im unmittelbaren Anschluß an die Kampfhandlungen zunächst unbehelligt
geblieben. Erst Wochen, zum Teil Monate später wurde eine planmäßige
Erschießung der Juden durch dazu eigens abgestellte Formationen der
Ordnungspolizei durchgeführt. Diese Aktion ging im wesentlichen von Osten nach
Westen. Sie erfolgte durchaus öffentlich unter Hinzuziehung ukrainischer Miliz,
vielfach leider auch unter freiwilliger Beteiligung von Wehrmachtsangehörigen. Die
Art der Durchführung der Aktionen, die sich auf Männer und Greise, Frauen und
Kinder jedes Alters erstreckte, war grauenhaft. Die Aktion ist in der
Massenhaftigkeit der Einrichtungen so gigantisch wie bisher keine in der
Sowjetunion vorgenommene gleichartige Maßnahme. Insgesamt dürften bisher etwa
150000 bis 200000 Juden in dem zum Reichskommissariat gehörigen Teil der
Ukraine exekutiert »worden sein«1; bisher wurde auf die wirtschaftlichen
Belange keine Rücksicht
genommen.
Insgesamt kann gesagt
werden, daß die in der Ukraine durchgeführte Art der Lösung der Judenfrage,
offenbar von prinzipiell weltanschaulichen Gedankengängen getragen,
nachstehende Folgen gehabt hat:
a) Beseitigung eines Teils zum Teil überflüssiger Esser in den Städten,
b) Beseitigung eines Bevölkerungsteils, der uns zweifellos haßte,
c) Beseitigung dringend notwendiger Handwerker, die auch für
Wehrmachtsbelange vielfach unentbehrlich waren,
d) Außenpolitisch-propagandistische Folgen, die auf der Hand liegen,
e) Nachteilige Wirkungen auf die jedenfalls mittelbar mit den
Exekutionen in Berührung kommende Truppe,
f) Verrohende Wirkung auf die die Exekutionen durchführenden Formationen
(Ordnungspolizei).«
Damit der Gerichtshof nicht glaubt, daß die geschilderten Zustände nur
im Osten bestanden, möchte ich seine Aufmerksamkeit auf den offiziellen
holländischen Regierungsbericht des Kommissars für Rückwanderung lenken, der
bezeichnend für die Behandlung der Juden im Westen ist.
Dieses Schriftstück ist eine Schilderung der deutschen Maßnahmen in den
Niederlanden gegen die holländischen Juden. Die Erlasse, die antisemitischen
Demonstrationen, das Verbrennen von Synagogen,
[Der Nürnberger
Prozeß: Zwanzigster Tag. Freitag, 14. Dezember 1945. Der Nürnberger Prozess, S.
3345 (vgl. NP Bd. 3, S. 628 ff.)]