ハルダー
ミュンヘン危機・・・クーデタ計画
心理的なクーデタ計画準備
psychologischen Vorbereitung eines Putsches zu
erhalten.
1938年9月
DR. DIX: Wir eilen nun in den September
1938 und zur Krise, die dann zu München führte. Wie war in dieser Zeit
die Tätigkeit Ihrer Verschwörergruppe?
ミュンヘン後の危機増大→ハルダーを説得・・・遅滞なくクーデタを起こすように、と。
ハルダーがはっきりしなかったので、ヴィッツレーベンが細部にいたるまですべて準備。
GISEVIUS: Je mehr die Krise nach München
führte, versuchten wir, Halder zu überzeugen, er solle unverzüglich den Putsch
auslösen. Als Halder nicht ganz klar war, bereitete Witzleben alles im
einzelnen vor.
Ich schildere jetzt nur die letzten beiden dramatischen
Tage. Am 27. September war es klar, daß Hitler auf das Ganze
gehen wolle. Um das deutsche Volk kriegslustig zu machen, ordnete er einen
Umzug der Berliner Armee durch Berlin an. Witzleben hatte ihn
durchzuführen. Der Umzug hatte eine völlig gegenteilige Wirkung. Die
Bevölkerung, die annahm, die Truppen sollten in den Krieg ziehen, zeigte ihr
offenes Mißfallen. Die Truppe sah keinen Jubel, sondern geballte Fäuste, und
Hitler, der sich vom Fenster der Reichskanzlei diesen Umzug ansah, erhielt
einen Wutanfall, trat zurück von seinem Fenster, erklärte, mit so einem Volke
kann ich keinen Krieg führen, und Witzleben kam entrüstet nach Hause und sagte,
am liebsten hätte er sofort vor der Reichskanzlei abprotzen lassen. Am nächsten
Morgen...
DR. DIX: Einen Moment, das hat Witzleben Ihnen
gesagt, »am liebsten hätte er vor der Reichskanzlei abprotzen lassen«?
GISEVIUS: Jawohl.
DR. DIX: Und woher leiten Sie Ihre Kenntnis der
Bemerkung Hitlers her, als er vom Balkon zurücktrat?
GISEVIUS: Das wurde uns von verschiedenen Seiten
aus der Reichskanzlei gesagt.
DR. DIX: Also nun weiter.
GISEVIUS: Am nächsten Morgen glaubten wir - das
war der 28. -, es sei nunmehr die Gelegenheit zur
Ausführung des Putsches da. An diesem Morgen wurde uns auch bekannt, daß
Hitler das letzte Angebot des englischen Premierministers Chamberlain abgelehnt
und den Vermittler Wilson mit einem negativen Bescheid zurückgeschickt hatte.
Witzleben bekam diesen Brief und fuhr mit diesem
Brief zu Halder. Er glaubte, daß nunmehr der Beweis für Hitlers
Kriegswillen erbracht sei.
Halder stimmte diesem zu. Halder ging zu
Brauchitsch, während Witzleben in Halders Zimmer wartete. Nach einigen Momenten
kam Halder zurück und erklärte, auch Brauchitsch sehe nunmehr ein, es müsse nun
gehandelt werden. Er wolle nur noch zur Reichskanzlei hinüberfahren und sich
vergewissern, ob Witzlebens und Halders Schilderung richtig sei. Brauchitsch
fuhr in die Reichs
[Der Nürnberger
Prozeß: Einhundertvierzehnter Tag. Donnerstag, 25. April 1946. Der Nürnberger
Prozess, S. 14529 (vgl. NP Bd. 12, S. 240 ff.)]
ムッソリーニの介入
kanzlei, nachdem Witzleben ihm noch telephonisch
gesagt hatte, alles sei bereit - und dies ist jene Mittagsstunde des 28.
September, in der plötzlich und wider Erwarten in der Reichskanzlei die
Intervention Mussolinis erfolgte, und wo Hitler dann unter dem Eindruck
von Mussolinis Schritt einwilligte, nach München zu gehen, so daß wirklich im
letzten Augenblick die Aktion eliminiert wurde.
DR. DIX: Letzten Endes durch München, meinen Sie?
GISEVIUS: Selbstverständlich.
DR. DIX: Nun war München vorbei; wie sah es nun in
Ihrer Verschwörergruppe aus?
抵抗派にとって、ミュンヘンは世界戦争へのシグナルだった。
GISEVIUS: Wir waren außerordentlich
deprimiert, und wir waren überzeugt, daß nunmehr Hitler in kurzer Frist aufs
Ganze gehen würde. Wir haben nicht gezweifelt, daß München das Signal zum
Weltkrieg war.
反対派の友人たちの一部は、亡命の可能性を探る。ゲルデラーとシャハトは、海外脱出について語る。
Ein Teil unserer Freunde überlegte, ob wir
emigrieren sollten. Mit Goerdeler und Schacht wurde dies besprochen. Goerdeler
schrieb damals in dieser Überlegung einen Brief an einen politischen Freund
nach Amerika, in dem ausdrücklich diese Frage gerichtet wurde, ob denn nun die
Oppositionellen emigrieren sollten, Goerdeler sagte: »Es gibt sonst nur
eine andere Möglichkeit, nämlich, daß wir Talleyrandsche Methoden annehmen, um
uns überhaupt in Deutschland in Zukunft in unserer politischen Arbeit halten zu
können.« Wir entschlossen uns auszuharren, und dann eilten die Dinge über die
Judenpogrome der Eroberung Prags zu.
DR. DIX: Bevor wir zu Prag kommen: Sie erwähnten
die Judenpogrome und meinen offenbar den November 1938. Wissen Sie oder
erinnern Sie sich, wie sich Schacht aus Anlaß dieser Vorfälle verhalten hat?
シャハトは、1938年11月のユダヤ人ポグロムに憤慨。ライヒスバンクの公的演説でも、そのことを話した。
GISEVIUS: Schacht war entrüstet über die
Judenpogrome. Er hat dies auch in einer öffentlichen Rede vor dem
Reichsbankpersonal bekanntgegeben.
DR. DIX: Ich werde diese Rede später im
Urkundenbeweis verlesen. Nun, wie ging es nun weiter? Wir sind jetzt am
Ende des Jahres 1938. Waren neue politische Ereignisse am Horizont, die
auf Ihre Verschwörergruppe stimulierend wirkten?
シャハトのライヒスバンク経営からの解任。
GISEVIUS: Es kam zunächst zu der schroffen Entlassung
von Schacht aus dem Reichsbankdirektorium. Der Wunsch Schachts, das
Kabinett werde in dieser Geschichte beraten, erfüllte sich nicht, und unsere
Hoffnung, eine Kabinettskrise auslösen zu können, war eitel. So hatte unsere
Oppositionsgruppe keinen Ansatzpunkt. Wir mußten warten, wie die Dinge sich
anläßlich der Eroberung Prags abspielen würden.
[Der Nürnberger
Prozeß: Einhundertvierzehnter Tag. Donnerstag, 25. April 1946. Der Nürnberger
Prozess, S. 14531 (vgl. NP Bd. 12, S. 241 ff.)]
DR. DIX: Einen Moment, Sie erwähnen hier die
Entlassung Schachts als Reichsbankpräsident. Wissen Sie etwas über
dieses Geschehen, seine Begleitumstände, die Wirkung auf Schacht und so weiter?
GISEVIUS: Ich habe es miterlebt, wie die
verschiedenen Briefe oder Memoranden des Reichsbankdirektoriums
entworfen wurden, wie sie immer mehr abgemildert wurden und wie dann die
Entlassung kam. Wenige Minuten nach dem Empfang des Entlassungsschreibens von Hitler
las Schacht es mir vor und war entrüstet über den Inhalt. Er wiederholte mir
jenen Passus, in dem Hitler ihn lobend erwähnte, wegen seiner Mitwirkung
bei der deutschen Wiederaufrüstung, und Schacht sagte: »Jetzt will er
mich auch noch auf diese Mitwirkung öffentlich festlegen, jetzt will er mich
auch noch auf seine Kriegspolitik festlegen.«
シャハトは、無任所大臣としてヒトラー政権に留まる。
DR. DIX: Nun blieb aber doch Schacht
Minister ohne Portefeuille. Ist dieses Problem, ob er das tun sollte
oder anders handeln konnte, zwischen Schacht und Ihnen damals besprochen
worden?
GISEVIUS: Ja, aber soviel ich weiß, war es
dasselbe Gespräch wie immer, wenn er zurücktreten sollte. Er hat mit Lammers
gesprochen, und ich nehme an, daß Lammers ihm die übliche Antwort gegeben hat.
DR. DIX: Also, er glaubte, bleiben zu müssen,
gezwungen zusein, zu bleiben?
GISEVIUS: Ja.
DR. DIX: Nun wollten Sie schon ein paarmal
ansetzen - ich unterbrach Sie - mit Prag. Wollen Sie dies bitte in seiner
Auswirkung auf Ihre Verschwörergruppe, soweit Schacht beteiligt war, schildern?
1938年12月以降、抵抗派は、ヒトラーが1939年3月に襲撃しようとしているという各個とした証拠をつかんだ。シニカルに、この新しい作戦は、「3月の大騒ぎ」と名づけられた。
GISEVIUS: Seit Dezember
hatte unsere Gruppe feste Beweismittel, daß Hitler im März Prag überfallen
wollte. Zynisch wurde diese neue Aktion der »Märzwirbel«
genannt.
ベルリンではそれについて非常にオープンに語られたので、英仏大使館にもその情報が流れ込むことを期待。こんどこそ、ショック効果はないだろうと確信。
Da sehr offen in Berliner Kreisen darüber
gesprochen wurde, hofften wir, es würden Nachrichten davon auch in die
Englische und Französische Botschaft dringen. Wir waren fest davon überzeugt,
daß es diesmal keinen Überraschungserfolg geben würde;
しかし、ハルダーはすでに別の見解。ヒトラーは、プラハへの道でも西側列強から解き放たれている、と。ハルダーは事前の会談を拒否。プラハの作戦が先頭なしに進むかどうか、待ってみようと。
aber Halder war bereits anderer Meinung. Er
meinte, es sei Hitler auch der Weg nach Prag von den Westmächten freigegeben.
Er lehnte vorherige Besprechungen ab und wollte warten, ob diese Prager Aktion
kampflos über die Bühne geht. Und dieses geschah.
DR. DIX: Nun, in welcher Richtung? Sie haben das
schon bekundet, diese Schritte bei der Englischen und Französischen Botschaft.
英仏の大使館はなにもしなかった。
GISEVIUS: Nein, es waren keine Schritte bei der
Englischen und Französischen Botschaft.
[Der Nürnberger
Prozeß: Einhundertvierzehnter Tag. Donnerstag, 25. April 1946. Der Nürnberger
Prozess, S. 14533 (vgl. NP Bd. 12, S. 242 ff.)]
DR. DIX: Wollen Sie darüber noch etwas sagen?
Hatten Sie noch etwas dazu zu sagen?
GISEVIUS: Nein, ich habe gesagt, daß wir keine
Schritte unternommen haben.
DR. DIX: Also jetzt ist Prag vorbei und nun,
glaube ich, sind Sie gemeinschaftlich mit Schacht im Dienst Ihrer Gruppe nach
der Schweiz gefahren. Ist das richtig?
GISEVIUS: Nicht nur mit Schacht, sondern auch mit
Goerdeler. Wir waren der Meinung, daß Schacht in Deutschland - entschuldigen
Sie - daß Prag in Deutschland von einer unerhörten psychologischen Auswirkung
gewesen sei. Für das Ausland war Prag das Signal, daß mit Hitler kein Friede
und kein Vertrag zu halten sei. In Deutschland mußten wir leider feststellen,
daß nunmehr die Generale und das Volk davon überzeugt waren: dieser Hitler kann
machen, was er will, niemand wird ihm in den Arm fallen, er ist von der
Vorsehung geschützt. Dies alarmierte uns. Wir sahen auf der einen Seite, daß
die Westmächte nunmehr die Dinge sich nicht mehr weiter bieten lassen würden.
Wir sahen auf der anderen Seite, daß in Deutschland die Illusion wuchs, die
Westmächte würden nicht zum Kriege schreiten. Wir sahen, ein Krieg ist nur zu
verhindern, wenn die Westmächte unzweideutig nicht nur dem Außenminister, nicht
nur Hitler, sondern mit allen Mitteln der Propaganda dem deutschen Volke
klarmachen, daß nunmehr jeder weitere Schritt nach dem Osten den Krieg bedeute.
Dies schien uns die einzige Möglichkeit, die Generale zu warnen und sie zu
einem Putsche zu bewegen, und dieser Möglichkeit dienten die Gespräche, die
Schacht, Goerdeler und ich unmittelbar nach Prag in der Schweiz führten.
DR. DIX: Mit wem?
GISEVIUS: Wir trafen uns mit einem Mann, der sehr
gute Beziehungen zur Englischen und Französischen Regierung hatte. Dieser Mann
hat auch sehr genau berichtet, zumindest der Französischen Regierung. Ich kann
dies deswegen bezeugen, weil wir die Abschrift seiner Berichte später nach der
Eroberung von Paris in den Geheimpapieren Daladiers finden
konnten. Dieser Mann wurde von uns genauestens darüber unterrichtet, daß spätestens
im Herbst der Streit um Danzig beginnen würde. Wir sagten, daß wir als
gute Deutsche zweifellos der Ansicht seien, Danzig sei eine deutsche Stadt, und
eines Tages müsse über diesen Punkt friedlich gesprochen werden. Wir
warnten aber davor, daß jetzt diese Gespräche um Danzig isoliert geführt
würden, weil Hitler nicht Danzig wollte, sondern ganz Polen, weil er nicht
Polen wollte, sondern die Ukraine, daß es deswegen darauf ankam,
[Der Nürnberger
Prozeß: Einhundertvierzehnter Tag. Donnerstag, 25. April 1946. Der Nürnberger
Prozess, S. 14535 (vgl. NP Bd. 12, S. 243 ff.)]
auch in der Propaganda des Auslandes nach
Deutschland hin unbedingt klarzustellen, daß jetzt das Limit erreicht sei, und
daß die Westmächte einschreiten würden. Wir sagten, daß wir nur dann die
Möglichkeit zu einem Putsch hätten.
DR. DIX: Und in diesem Sinne hatte der genannte
Vertrauensmann berichtet, wie Sie festgestellt haben?
GISEVIUS: Er hat berichtet, und ich muß auch
sagen, daß sehr bald von englischer Seite durch öffentliche Erklärungen - sei
es im Radio, sei es in der Presse, sei es im Unterhaus - damit begonnen wurde,
diese Zweifel bei der deutschen Generalität und beim deutschen Volke zu
beheben. Es ist von nun an zunehmend von englischer Seite alles geschehen, was
geschehen konnte, um die deutschen Generale zu alarmieren.
DR. DIX: Traf damals in der Schweiz Schacht
nicht auch seinen Freund Montague-Norman und hat im gleichen Sinne mit ihm
gesprochen? Das wissen Sie, da waren Sie dabei?
GISEVIUS: Jawohl. Wir dachten, wir sollten diese
Gelegenheit, daß Schacht mit einem engen Vertrauten des
englischen Prime-Ministers Chamberlain sprechen konnte, nicht entgehen
lassen, und Schacht hat sehr eingehende Gespräche mit Montague-Norman gehabt,
um auch diesem die psychologische Situation in Deutschland nach Prag zu
schildern und ihn zu beschwören, die Englische Regierung solle nunmehr die
notwendigen Klarstellungen unternehmen.
DR. DIX: Stand Ihre Sprachregelung damals nicht
unter dem Schlagwort dem Ausland gegenüber: »Ihr müßt Nazis gegen Deutsche
ausspielen«?
GISEVIUS: Jawohl, das war der Tenor aller unserer
Gespräche. Wir wollten, daß dem deutschen Volke klargemacht würde, daß
die Westmächte nicht gegen Deutschland seien, sondern nur gegen diese Nazi-
Überraschungspolitik und gegen die Nazi-Terrormethode im Innern, wie nach
außen.
DR. DIX: Nun kamen Sie von der Schweiz zurück und
was geschah nun mit Schacht insbesondere?
GISEVIUS: Wir sahen, daß in Deutschland die Dinge
immer schneller der Augustkrise zutrieben; daß die Generale nicht davon
abzubringen wären, Hitler bluffe nur, und es werde ein neues München oder Prag
geben. Und nun begannen alle jene verzweifelten Bemühungen, die wir
unternahmen, um auf die führenden Generale, insbesondere auf Keitel,
einzuwirken, daß der entscheidende Marschbefehl gegen Polen nicht gegeben
würde.
DR. DIX: Kehren wir zu Schacht zurück. Rückkehr
[Der Nürnberger
Prozeß: Einhundertvierzehnter Tag. Donnerstag, 25. April 1946. Der Nürnberger
Prozess, S. 14537 (vgl. NP Bd. 12, S. 244 ff.)]
1939年春、シャハトはインド旅行。
von der Schweizer Reise, also im
Frühjahr 1939. Sie wissen, daß Schacht dann aus Deutschland weggegangen
ist und eine Reise nach Indien gemacht hat?
できれば長く留まって、中国へも行きたかった。
しかし、ヒトラー命令で、中国に行くことが禁じられた。帰国命令。戦争勃発数日前に帰国。
GISEVIUS: Er ging nach Indien und
hoffte möglichst lange dort bleiben zu können, um nach China zu kommen. Aber
unterwegs erreichte ihn der Befehl Hitlers, er dürfe chinesischen Boden nicht
betreten, und er mußte zurückkehren und kam dann wenige Tage vor dem
Kriegsausbruch, soweit ich mich erinnere, wieder zurück.
DR. DIX: Sie sagten China; sympathisierte denn
Schacht auch mit Chiang-Kai-Chek trotz des Bündnisses mit Japan?
シャハトは、蒋介石に共感。
抵抗派は、中国政府に以上に共感を抱いていた。
GISEVIUS: Jawohl. Er sympathisierte
außerordentlich mit der Chinesischen Regierung, wie auch unser ganzer Kreis.
Wir alle hatten sehr gute, liebe chinesische Freunde, mit denen wir uns bemühten,
die Fühlung aufrechtzuhalten trotz des japanischen Bündnisses.
DR. DIX: Wann kam Schacht ungefähr von Indien
zurück?
GISEVIUS: Ich denke anfangs August, ich kann mich
aber...
シャハトが戦争回避のためにしたことは?
DR. DIX: Nun eilen ja die Dinge zum Krieg. Hat nun
Schacht vor Ausbruch des Krieges noch irgendwelche Schritte unternommen, um den
Ausbruch des Krieges zu verhindern?
戦争回避のためには、多くの人が努力。
GISEVIUS: Er hat eine große
Anzahl von Schritten unternommen, aber diese Schritte sind überhaupt
nicht isoliert zu schildern, weil ja sonst der Eindruck entstehen würde, nur
Schacht habe diese Schritte unternommen. In Wirklichkeit war die Sache so, daß
eine große Gruppe nunmehr kämpfte, und daß jeder die Schritte tat, die für ihn
am nächsten lagen, und daß jeder den anderen unterrichtete, was er getan hatte,
und was für den anderen zweckmäßig sei. Aus diesem Grunde fürchte ich, es würde
ein völlig falsches Bild entstehen, wenn ich isoliert und lediglich auf die
Person Schachts zugespitzt alle diese verzweifelten Versuche
vom August 1939 bis zum Einfall in Holland und Belgien schildern würde.
DR. DIX: Das Tribunal hat davon Kenntnis genommen,
daß es nicht heißen soll, daß nur Schacht das getan hat; aber hier steht nun
einmal der Fall Schacht zur Verhandlung. Also ich würde Sie schon bitten, nur
die Schilderung der Bemühungen von Schacht zu geben.
GISEVIUS: Dann muß ich vorausschicken, daß Schacht
von all den vielen anderen Dingen Mitwisser war und im gewissen Zusammenhang
auch Mittäter.
[Der Nürnberger
Prozeß: Einhundertvierzehnter Tag. Donnerstag, 25. April 1946. Der Nürnberger
Prozess, S. 14539 (vgl. NP Bd. 12, S. 245 ff.)]
開戦阻止の努力
Von ihm selber kann ich in diesem Augenblick nur
sagen, daß Schacht Mitverfasser war der Thomasschen Denkschrift an den General
Keitel, oder der beiden Denkschriften, in denen Schacht mit unserer Gruppe
Keitel die Gefahren des Krieges darlegte, und daß
Schacht weiterhin dann über Thomas und Canaris Schritte unternahm, um an
Brauchitsch und Halder mit seiner Intervention heranzukommen. Ich möchte
aber ausdrücklich betonen, daß alle die Schritte, die Beck unternahm, die
Goerdeler unternahm, mit Wissen von Schacht und auch mit seiner Mitarbeit
erfolgt sind. Es handelte sich hierbei um eine ganz große Aktion.
DR. DIX: Ein Kollektiv? Spielt da nicht ein
Versuch Schachts eine Rolle, noch im letzten Moment, Ende August, im
Hauptquartier über Canaris bei Brauchitsch vorstellig zu werden?
GISEVIUS: Jawohl. Nachdem der General Thomas mit
seinen beiden Denkschriften gescheitert war und nachdem auch die Anregung des
Generals Thomas bei Keitel, Goerdeler oder Schacht zu empfangen, gescheitert
war, versuchte Schacht an Brauchitsch oder Halder heranzukommen. Thomas suchte
zu diesem Zwecke wiederholt den General Halder auf; aber es war typisch, daß er
in diesen kritischen Tagen nicht über das Vorzimmer des Generals Halder, über
den General von Stülpnagel, hinwegkam. Halder ließ sich verleugnen und ließ nur
bestellen, er wolle Schacht nicht sehen. Daraufhin unternahmen wir an dem
dramatischen 25. August einen weiteren Schritt. Es ist dies jener Tag, an dem
Hitler bereits einmal den Marschbefehl gegeben hatte. Sobald uns die Nachricht
erreicht hatte, daß Hitler Halder zum Marsche angewiesen hatte, versuchten
Schacht und ich, zunächst Thomas zu erreichen, und wir fuhren dann gemeinsam
mit Thomas zum Admiral Canaris, damit beide, Thomas und
Canaris, Schacht begleiteten, wenn er, ohne vorherige Anmeldung, ins
Hauptquartier nach Zossen fuhr, um dort Brauchitsch und
Halder vor das fait accompli seiner Anwesenheit zu stellen. Schacht
beabsichtigte, Brauchitsch und Halder darauf
aufmerksam zu machen, daß nach der geltenden Verfassung vor einem
Kriegsausbruch das Reichskabinett gehört werden müsse. Brauchitsch
und Halder würden sich des Eidbruches schuldig machen, wenn sie ohne
Wissen der zuständigen politischen Instanzen einem Kriegsbefehl Folge leisten
würden. Dies war in großen Zügen das, was Schacht sagen wollte, um seinen
Schritt zu motivieren. Als Thomas und Schacht in der Bendlerstraße ankamen,
ging Thomas zu Canaris. Es war gegen 6.00 Uhr
oder...
DR. DIX: In der Bendlerstraße liegt das OKW. Das
Gericht muß das wissen. Bendlerstraße heißt OKW....
[Der Nürnberger
Prozeß: Einhundertvierzehnter Tag. Donnerstag, 25. April 1946. Der Nürnberger
Prozess, S. 14541 (vgl. NP Bd. 12, S. 246 ff.)]
OKH.
GISEVIUS: Als wir im OKW ankamen und unten auf der
Straße an einer Ecke warteten, sandte Canaris uns Oster; und das war der
Augenblick, wo Hitler plötzlich zwischen 6.00 und 7.00 Uhr den Widerruf seines
Marschbefehles an Halder gegeben hatte. Das Hohe Gericht wird sich entsinnen,
daß Hitler, beeindruckt durch die neue Intervention Mussolinis, plötzlich den
bereits gegebenen Marschbefehl widerrief. Und leider standen nunmehr Canaris
und Thomas und unser ganzer Freundeskreis unter dem Eindruck, daß dieser Widerruf
eines Marschbefehls ein unerhörter Prestigeverlust von Hitler sei. Oster meinte
noch, es sei in der Kriegsgeschichte nicht dagewesen, daß ein Oberbefehlshaber
einen so einschneidenden Befehl im Zuge eines Nervenzusammenbruches zurücknahm.
Canaris sagte mir: »Jetzt ist der Friede Europas für 50 Jahre gerettet, denn
jetzt hat Hitler alles Ansehen bei den Generalen verloren.« Und leider kam im
Zuge dieser psychologischen Wende über uns alle das Gefühl, wir könnten den
nächsten Tagen mit Ruhe entgegensehen. So kommt es, daß, als Hitler dann doch,
drei Tage später, den entscheidenden Marschbefehl gab, dieses auch für unsere.
Gruppe völlig überraschend kam. Ich wurde von Oster ins OKW gerufen. Schacht
begleitete mich. Wiederum fragten wir Canaris, ob er nicht eine neue
Unterredung mit Brauchitsch und Halder vermitteln könnte. Aber
Canaris sagte mir: »Jetzt ist es zu spät.« In seinen Augen standen
Tränen und er sagte mir: »Dies ist das Ende Deutschlands.«
DR. DIX: Euer Lordschaft! Jetzt kommen wir zum
Kriege und ich glaube, den Krieg werden wir besser nach Tisch erledigen.
[Das Gericht vertagt sich bis 14.00 Uhr.]
1
Gisevius sagte vor dem Gerichtshof tatsächlich »Aufrüstung«, während er
eindeutig »Abrüstung« meinte.
[Der Nürnberger Prozeß: Einhundertvierzehnter Tag.
Donnerstag, 25. April 1946. Der Nürnberger Prozess, S. 14543 (vgl. NP Bd. 12,
S. 247 ff.)]