シンティ・ロマ(ジプシー)

 

アウシュヴィッツでは、すくなくとも17000人のジプシーが殺害された、と。

 

総数は算定が難しいが、50万人以上に上ると。そのうち、25000人から4万人がドイツ・オーストリアでナチスにより捕まえられたものだという。

 

Sinti und Roma  Seit dem 15. Jh. in Mitteleuropa lebende, aus Nordindien stammende Minderheit, die - oftmals zu Sündenböcken der Mehrheitsgesellschaft abgestempelt - zahlreichen Diskriminierungen und Beschränkungen unterworfen war.

 

Die  SS begann bereits 1931 mit der Erfassung der aufgrund ihrer »Rasse« als »Untermenschen« geltenden »Zigeuner« ( Untermensch-Propaganda), deren Erforschung mit der Gründung des »Rassenhygiene-Instituts« 1936 in Berlin unter Leitung von Dr. Robert Ritter ein wissenschaftlicher Anstrich verliehen werden sollte ( Rassenkunde). »Fliegende Arbeitsgruppen« des Instituts erstellten etwa 24000 »Gutachten« mittels genealogischer Erfassung oder anthropologischer Vermessung, in denen die S. vom »reinrassigen« bis zum »Achtel-Zigeuner« klassifiziert wurden. Diese Gutachten dienten als Grundlage für die spätere  Deportation.

 

Seit 1933, verstärkt seit 1936, wurden S. auf dem Gesetzesweg systematisch ausgegrenzt und in »Zigeuner-Gemeinschaftslager« gezwungen. 1936 wurden 400 Sinti nach  Dachau eingeliefert; in einer reichsweiten Verhaftungsaktion vom 13.-18.6.1938 wurden unter dem Mantel der »vorbeugenden Verbrechensbekämpfung« arbeitsfähige Männer (Arbeitsscheue;  Asoziale) zur  Zwangsarbeit nach Dachau,  Buchenwald und  Mauthausen verschleppt.

 

Am 8.12.1938 schuf Himmler mit seinem »Grunderlaß« zur »grundsätzlichen Regelung der Zigeunerfrage aus dem Wesen dieser Rasse heraus« die formaljuristische Grundlage für die Deportation, die in den Zuständigkeitsbereich des Referats IV B 4 und des Amtes V des  RSHA fiel.

 

Seit 17.10.1939 durften S. aufgrund des »Festschreibungserlasses« ihren Wohnort nicht mehr verlassen und sollten »bis zu ihrem endgültigen Abtransport« in Sammellagern konzentriert werden. Als »Modellversuch« wurden 2800 S. am 16.5.1940 in das  Generalgouvernement deportiert und dort unter erbärmlichen Bedingungen in  Ghettos und  KZ zur Zwangsarbeit eingesetzt.

 

In Polen, Wolhynien, im Baltikum, im Kaukasus, in der Ukraine, auf der Krim und in den Karpaten ermordeten die im Rücken der Wehrmacht operierenden  Einsatzgruppen seit Sommer 1941 Zehntausende Roma. Die Einsatzgruppe D meldete in Südrußland die »Liquidierung« von 2316 »Zigeunern« in sechs Monaten.

 

Im Dezember 1941 wurden 5000 S. aus dem Dt. Reich, Rumänien und Ungarn in das »Zigeunerlager« im Ghetto  Lodz deportiert; die Überlebenden der katastrophalen Zustände wurden in  Chelmno/Kulmhof vergast.

 

Besonders grausam war die Verfolgung der S. in Jugoslawien. Am 16.12.1942 befahl Himmler alle noch im Reichsgebiet und in den besetzten Ländern Europas lebenden »Zigeunermischlinge, Rom-Zigeuner und Angehörige zigeunerischer Sippen balkanischer Herkunft ... in ein Konzentrationslager einzuweisen«. Aufgrund dieses »Auschwitz-Erlasses« und der am 29.1.1943 veröffentlichten Ausführungsbestimmungen des RSHA wurden ab März 1943 über 22000 S. aus elf Ländern Europas - nur Bulgarien widersetzte sich - nach  Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort war Ende 1942 im Abschnitt B II e ein »Zigeunerlager« eingerichtet worden. Die meisten der etwa 23000 dort lebenden Häftlinge (10737 aus dem alten Reichsgebiet und 2343 aus Österreich) starben an Unterernährung, Seuchen und Mißhandlungen, einige auch durch die  Menschenversuche, die S. auch in anderen KZ erdulden mußten. Da der erste Versuch, das »Zigeunerlager« in Auschwitz am 16.5.1944 zu »liquidieren«, am Widerstand der verzweifelten Männer scheiterte, wurden in den folgenden Wochen alle »Arbeitsfähigen« in andere Lager verbracht; die zurückgebliebenen 2897 S. wurden in der Nacht vom 2./3.8.1944 ins Gas geschickt. Auch nach dieser »Liquidierung« des »Zigeunerlagers« wurden S. nach Auschwitz deportiert. Insgesamt wurden mindestens 17000 S. in Auschwitz ermordet.

 

Die Gesamtzahl der Opfer des nat.soz. Rassenwahns unter den S. ist schwer zu bestimmen, da keine genauen Angaben über die Erschießungen und Massaker vorliegen. Hochrechnungen und Schätzungen zufolge fielen mehr als 500000 S. der Verfolgung zum Opfer, darunter 25000 der 40000 von den Nat.soz. erfaßten dt. und österr. S. ( Rassenpolitik und Völkermord).

Angelika Königseder

 

Literatur:

Krausnick, Michail: Wo sind sie hingekommen? Der unterschlagene Völkermord an den Sinti und Roma, Gerlingen 1995.

Rose, Romani (Hg.): Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma, Heidelberg 1995.

Zimmermann, Michael: Rassenutopie und Genozid. Die nationalsozialistische Lösung der »Zigeunerfrage«, Hamburg 1996.

[Teil II: Lexikon: Sinti und Roma. Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 2563 (vgl. EdNS, S. 730 ff.) (c) Verlag Klett-Cotta]